Ausgabe vom Dienstag, 14. Mai 2002

Emden

Gymnasiasten forschen bei VW und in der Hochschule

Gemeinsames Projekt „Formel X“ soll mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer am Althusius-Gymnasium stärken

Emden. Oberstufenschüler des Johannes-Althusius-Gymnasiums (JAG) in Emden können Chemie und Physik ab dem nächsten Schuljahr ganz praxisbezogen erlernen. Das Gymnasium hat dafür als Partner das Emder Volkswagenwerk und die hiesige Fachhochschule gewonnen. Die drei Institutionen haben gestern ihre Zusammenarbeit besiegelt.

Zugleich bewerben sie sich mit ihrem Lernkonzept an dem Programm „Formel X“, das das Kultusministerium aufgelegt hat. Ziel ist es, das mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Lernen und Arbeiten an Schulen zu stärken. Zehn Schulen im Weser-Ems-Gebiet sollen den Zuschlag erhalten.

Das Konzept von JAG, VW und Fachhochschule sieht vor, einen wesentlichen Teil des Physik- und Chemieunterrichts in die Produktion und den Labors des VW-Werkes zu verlegen. Die theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen werden in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule erarbeitet. Die Projekte sind vor allem für Schüler der Jahrgangsstufe 12 konzipiert, die Leistungskurse in Physik und Chemie gewählt haben. Aber auch tiefere Jahrgänge sollen dadurch Zugang zu diesen Fächern finden. Dem Praxisteil im VW-Werk gehen Orientierungsphasen voraus, in denen die theoretischen Grundlagen für die Forschungsprojekte erarbeitet werden.

Die drei Kooperationspartner begrüßten die Zusammenarbeit. Alle Seiten hoffen, davon zu profitieren Der mathematisch-naturwissenschaftliche Bereich sei ohnehin schon ein Schwerpunkt des Gymnasiums, sagte Schulleiter Heinz-Wilhelm Ohm. Die Zusammenarbeit biete die Chance, dieses Profil der Schule zu schärfen und noch mehr Schüler für diese Fächer zu interessieren.

Von dem Erfolg ist auch VW-Werksleiter Otto Joos überzeugt. Er wertete die Beteiligung als weiteren Beitrag des Unternehmens, „etwas in der Region und für die Region zu tun“. VW knüpfe an das Projekt auch die Hoffnung, „dass für uns etwas hängen bleibt“. Er hält für denkbar, die Forschungsarbeiten der Schüler in das Vorschlagswesen einzubinden. „Gute Ideen sollen honoriert werden“, sagte Joos. Er wies auch auf den Mangel an Ingenieuren hin.

Von einer Öffnung des Marktes sprach der Vizepräsident der Fachhochschule, Prof. Dr. Reiner Lohmüller hofft sich von der Zusammenarbeit mit Schule und Industrie auch eine Stärkung der technischen Fachbereiche.

Die Oberstufenschüler freuen sich auf die praktische Arbeit. „Deutsch als Leistungsfach wäre mir zu langweilig“, sagte die 17-jährige Heyka Jakobs über die Wahl des Leistungsfachs Chemie. Ähnlich sieht das der 17-jährige Lars Selder, der Deutsch für „ein Laberfach“ hält und „richtig etwas machen“ möchte. Der 16-jährige Sebastian Ohm rechnet sich durch Physik als Leistungsfach bessere Berufsperspektiven aus.