Schulschach als Denksport und Kulturgut

Rund 300 Schüler und Schülerinnen büffelten an Schachbrettern beim 15. Ostfriesischen Schulschachturnier.


In der Nordseehalle lag dicke Luft; Denkluft. Aufgefrischt von spürbarem Spaß an zahlreichen Schachbrettern. "Mein Lieblingsspiel!" sagte keck Clement Hayer. Der siebenjährige Drittklässler von der Finkenburgschule Wittmund war einer der jüngsten Teilnehmer. Der pfiffige Knirps spielt erst seit zwei Monaten Schach, ist seither Mitglied im Schachklub Wittmund und hatte gerade seine ersten beiden Spiele für sein Team hinter sich. Und? - "Gewonnen, klar doch!"
Rund 300 Schüler und Schülerinnen aus 20 Schulen von der Grundschule bis zur Klassenstufe 13 traten gestern in der Nordseehalle zum 15. Ostfriesischen Schulschachturnier an. Zum zwölften Mal war das Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG) Ausrichter des Mannschaftswettbewerbs. Er wird seit Anbeginn von der Stadt Emden unterstützt, welche die Halle zur Verfügung stellt.
Bernd Döring, Schulschachbeauftragter der Bezirksregierung für Ostfriesland, JAG-Studiendirektor und seit vielen Jahren Hauptorganisator dieser Emder Vorrunde des bundesweiten Schulschachwettbewerbs bedauerte einen Rückgang der Teilnehmerzahlen. 1998 hatte es noch eine Rekordteilnahme von 400 Schülern aus 33 ostfriesischen Schulen gegeben. Grund sei weniger ein nachlassendes Schülerinteresse am Schachsport, als vielmehr grassierende Sparmaßnahmen im Schulbetrieb. Dem pflichtete Heinz-Wilhelm Ohm bei, der allerdings betonte: "Schach hat an unserer Schule nach wie vor einen hohen Stellenwert. In Zeiten schwindender Ressourcen trifft es in der Regel als erstes Arbeitgemeinschaften. Müsste ich an unserer Schule AG's streichen, dann wären unsere Schulschach-AG die letzte." Das JAG hat im Schulschach seit vielen Jahren Vorbildcharakter. Das Gymnasium stellte mit 14 Teams nicht allein das stärkste Kontingent. Einmal im Jahr veranstaltet das JAG auch ein schulinternes Turnier, an dem nach Angaben des Schulleiters rund 200 Schüler teilnehmen; ein Drittel der gesamten JAG-Schülerschaft. Auch das Emder Gymnasium am Treckfahrtstief (GaT) veranstaltete jüngst sein Schulschachturnier (wir berichteten) und war mit fünf Teams gestern dabei. Warum sollen Schüler Schach spielen? - "Jeder sollte das Spiel erlernen", sagte Döring: "Dass Schach als Sport anerkannt ist, das ist unumstritten. Noch vielmehr ist Schach für mich allerdings ein Weltkulturgut. Menschen jeder Nation können sich an ein Brett setzen und in Kenntnis der Regeln spielen, ohne die jeweilige Sprache des anderen zu kennen."
Den Reiz des mathematisch nicht lösbaren Spiels scheint auch Clement Hayer voll erkannt zu haben. Was er denn später einmal werden will?" - "Schachweltmeister - Doktor oder Lehrer." Einen Computer hat er auch schon. Ohne Internetzugang. Das käme aus Sicht seiner Mutter ein bisschen zu früh. Dafür ist Fritz 6 auf der Festplatte. Ein Computerspiel der neuesten Version.
Die Sieger der gestrigen Meisterschaft werden übrigens am 13. März beim Weser-Ems-Bezirksfinale in Rastede antreten.