Angst vor dem Heimflug
Von
Heike Rohlfs-Jacobs
Schüler des JAG erleben Drama in USA hautnah mit / Lehrer und Betreuer
beruhigen sie
Aus Solidarität mit den Gastgebern gehen sie in den amerikanischen Farben
gekleidet zur Schule.
Emden. Die ganze Welt steht unter Schock. Besonders die Menschen in
den USA. Hautnah erleben das 24 Schülerinnen und Schüler des
Johannes-Althusius-Gymnasiums (JAG) in Emden mit. Sie sind seit Freitag im
US-Bundesstaat New York. Und ihre erste Reaktion nach den terroristischen
Anschlägen am Dienstag ist Angst. Angst vor dem Rückflug. Doch der ist
zum Glück erst Anfang Oktober. Bis dahin hat sich die Lage wieder
normalisiert, ist Betreuer Werner Manthe zuversichtlich.
Die Schülerinnen und Schüler und ihre Betreuer Werner Manthe und
Angelika Prekel sind knapp vier Wochen Gäste der Schulen in Belleville
und Adams, mit denen das JAG seit vielen Jahren einen regen Austausch
pflegt. Die beiden Orte liegen im Norden des Bundesstaates New York, nahe
der kanadischen Grenze.
Die Emder nehmen in den beiden Schulen am Unterricht teil. Als das erste
Flugzeug einen der Zwillingstürme des World Trade Centers in New York
City rammt, sitzen sie gerade in der ersten Unterrichsstunde des Tages.
Danach ist es schlagartig vorbei mit der Konzentration. Der Unterricht
wird in allen Klassen abgebrochen, erzählt Werner Manthe der OZ gestern
per Telefon.
Prekel, Manthe und Lehrer der beiden Schulen bemühen sich nicht nur, die
amerikanischen Schüler, sondern auch die deutschen Gäste zu beruhigen.
Ein Lehrer der Schule in Belleville lädt die Emder Gruppe in die
Cafeteria der Schule ein und redet mit ihnen. Die Gasteltern holen die
Emder Schüler schließlich frühzeitig von den Schulen ab. Den beiden
Betreuern gelingt es, die 24 davon zu überzeugen, dass sie vor dem Flug
am 4. Oktober nach Washington und dem Weiterflug nach Frankfurt am 6.
Oktober keine Angst haben müssen. "Den Aufenthalt in den USA frühzeitig
abzubrechen, hat keinen Sinn. Je früher wir abreisen, um so gefährlicher
ist die Situation", meint Manthe.
Und deshalb bleiben die Emder. "Die Amerikaner um uns herum sind
vielleicht noch stärker ergriffen als wir", sagt Manthe. Deshalb
versuche man, ihnen moralisch und tatkräftig Beistand zu geben.
"Wenn es nötig ist, werden wir natürlich auch Blut spenden."
Aus Solidarität mit den Gastgebern gehen die Emder gestern außerdem in
den amerikanischen Farben gekleidet zur Schule: Rot, Weiß, Blau.
Die grausamen Anschläge auf amerikanische Metropolen verdrängen alle
anderen Themen. Nur darum drehen sich die Gespräche. Dabei haben die
Emder nie das Gefühl, als außen vor zu sein. "Die Gespräche geben
uns das Gefühl, eine Einheit zu sein", meint Werner Manthe.
Das geplante Austauschprogramm in Belleville und Adams wird, so weit möglich,
wie geplant fortgesetzt. Einiges muss natürlich gestrichen werden, wie
der für heute geplante Besuch in einer Kaserne in Watertown in der Nähe.
Die Kaserne ist angesichts der Terror-Anschläge komplett von der Außenwelt
abgeschirmt, weiß Manthe.
Am 4. Oktober verlässt die Gruppe Adams und Belleville. Sie fliegt in die
US-Hauptstadt Washington. Dort tritt sie am 6. Oktober den Heimflug über
Frankfurt und Bremen an. "Dann fliegen wir ja weg von den USA",
meint Manthe, dass das ein sicherer Flug wird. Gegen 12.30 Uhr am 7.
Oktober werden die Schülerinnen und Schüler vor der Emder Nordseehalle
erwartet.
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