Ausgabe vom
Donnerstag, 7. Februar 2002
Lokalsport
Zwischen Schachuhr
und Chipstüte
Von
Michael Esders
300 Schüler
starten beim 16. Ostfriesischen Schulschachturnier
In
den zehn Wettkampfgruppen qualifizieren sich nur die
Sieger für das Bezirksfinale in Rastede.
Emden.
Das Kinn ist tief in der Hand vergraben, die Stirn
gerunzelt. Die Augen fixieren das Brett. An 72 Tischen in
der Emder Nordseehalle brüten 300 Schülerköpfe. Nach
dem Zug ein Griff in die Chipstüte, die immer neben der
Schachuhr bereit liegt: Nervennahrung oder letzte
Stärkung vor dem drohenden Schachmatt.
66 Mannschaften aus 21 ostfriesischen Schulen kämpfen
beim 16. Ostfriesischen Schulschach-Turnier in Emden um
den Sieg. "Die Resonanz ist gut, aber es ist kein
Rekord", sagt Organisator Bernd Döring. "Viele
Schulen können keine Schach-AG mehr anbieten, weil die
Lehrer mit den Pflichtstunden schon genug zu tun
haben."
Der Schach-Freak und Studiendirektor am Emder
Johannes-Altusius-Gymnasium (JAG) macht sich Sorgen,
"dass das Turnier zu einem Wettkampf für Gymnasien
zusammenschrumpft."
Derweil gönnt sich Kristina Scheiblich nach mehreren
Stunden höchster Konzentration erstmal eine Pause.
Obwohl die Zehnjährige an Brett eins bisher fünf Siege
für die Grundschule Friedeburg eingefahren hat, bleibt
sie selbstkritisch. "Ich hab´ einmal nicht
aufgepasst, da war die Dame weg." Schach hat sie vor
einem Jahr in der Schul-AG gelernt. "Ich spiele
gegen den Computer und gegen meinen Vater", erzählt
Kristina. "Aber dem musste ich das erst
beibringen."
Kristinas unterlegener Gegner von der Grundschule
Upstalsboom in Aurich entspannt sich mit seinem Walkman.
"Ich war ein bisschen aufgeregt und hab´ zu schnell
gezogen", sagt der zehnjährige Frank Rocker. Auch
er spielt schon ein Jahr in der Schach-AG seiner Schule.
"Wahrscheinlich ist dies unsere
Abschiedsvorstellung", erklärt
"Teamchefin" und Schulleiterin Beate Friemann.
"Wenn wir eine Verlässliche Grundschule werden,
müssen wir die Schach-AG aufgeben : nach 25
Jahren."
Ein paar Tische weiter zieht Lena Schmitz eine
vorläufige Bilanz: "Zweimal Remis und einmal
verloren. Meine Gegnerin hat mich umzingelt. Da konnte
ich nicht mehr weg." Die 13-Jährige spielt in der
zweiten Mannschaft des Emder Gymnasiums am
Treckfahrtstief (GAT). Sie ist froh, dass es eigene
Wettkampfgruppen für Mädchen gibt. "Jungs sind
besser, vielleicht weil sie weiter denken."
Platz eins hatte sich Thomas Janssen, Spitzenspieler beim
JAG, vorgenommen. "Aber das wird wohl nichts,
Wittmund ist einfach zu stark", berichtet der
18-Jährige, der bei den Emder
"Königsspringern" spielt. "Außerdem
hatte ich heute einen schlechten Tag: zu viele unnötige
Fehler." In der Wettkampfgruppe eins muss sich das
JAG mit Platz zwei begnügen. Zum Weser-Ems-Bezirksfinale
am 6. März in Rastede fahren die Wittmunder
Gymnasiasten. In den zehn Wettkampfgruppen qualifizieren
sich nur die Sieger.
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