"Mein Sohn ist vierzehn, und der
kann das. Ich kann das nicht, und das ärgert mich." Das
wollte Eleonore Juretschke (50) ändern und hat deshalb am
Sonnabend im Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG) - zusammen mit
etwa 40 anderen Eltern, denen es ähnlich ergeht - noch einmal die
Schulbank gedrückt, um sich von Schülern in die Geheimnisse des
Internets einweihen zu lassen.
Die JAG-Lehrer Ulrike Mensching (38) und Ulrich Lüpken
(52) vom dortigen Förderverein haben die Internet-Schulung
gemeinsam mit etwa 20 Schülern aus den Klassen acht bis 13
organisiert. An insgesamt drei Vormittagen stehen die Schüler den
lernwilligen Eltern, die jetzt selbst in die Rolle von Schülern
schlüpfen, zum Thema Internet Rede und Antwort. Dabei ermutigte
Ulrike Mensching die Eltern schon zu Beginn, den Schülern alle
Fragen zu stellen, auf die sie schon immer einmal eine Antwort
wissen wollten: "Fragen sie ruhig. Sie werden sehen, die Schüler
haben ganz viel Geduld..."
So zeigten die Jugendlichen den Erwachsenen, welche technischen
Geräte man benötigt, um das Internet überhaupt nutzen zu können
und wie man ins Internet hinein kommt. Sie erklärten außerdem,
dass man das "X" zum Zumachen einer Internet-Seite
braucht, wozu es Passwörter gibt und wie viel es eigentlich
kostet, wenn man im Internet surft. Und die Eltern machten die Übungen
konzentriert mit und befolgten die Ratschläge der Experten.
"Wenn die Kinder das können, muss man doch schließlich in
der Lage sein, mitreden zu können", sagte Jan Janßen
(47), Vater einer zwölfjährigen Tochter. Und auch sein
Nebenmann, Gerd Gornitzka (66), stimmte dieser Ansicht zu:
"Überall wird auf ,weitere Informationen im Internet"
hingewiesen. Man kommt ja gar nicht mehr darum herum."
Die Idee, den Eltern in puncto Internet ein wenig auf die Sprünge
zu helfen, kam der Englisch- und Französisch-Lehrerin Ulrike
Mensching zu Hause: "Ich habe an mir selber festgestellt,
dass der Bedarf besteht, mehr über das Internet und dessen Möglichkeiten
zu erfahren." Denn wenn sie selbst Fragen zum Internet hat,
bittet sie zu Hause ihren 17-jährigen Sohn Malte um Hilfe.
So ähnlich war es dann auch am Sonnabend Vormittag: Jeweils zwei
oder drei Erwachsene saßen vor den insgesamt 17 Bildschirmen und
ließen sich von den Jugendlichen beraten.
Zu diesen zehn Schülern, die den Eltern am Sonnabend das Internet
näher brachten, gehört auch der 14-jährige Stefan Luckner:
"Zu Hause muss ich meiner Mutter auch immer helfen, wenn es
um den Computer geht. Und jetzt helfe ich eben auch anderen
Eltern. Die meisten haben sich ganz gut dabei angestellt."
Und begriffsstutzig sei bislang auch noch keiner gewesen. Zwar
gelang den Teilnehmern nicht gleich alles - die Suche nach einer
iranischen Tageszeitung im Netz gestaltete sich doch etwas
schwieriger als erwartet -, aber "bei den meisten klappt das
doch besser, als wir uns das vorgestellt haben", sagte Malte
Mensching, der ebenfalls zum Schülerteam gehörte.
Die Probleme der Eltern im Umgang mit dem Computer waren in den
meisten Fällen schnell behoben. Auch wenn es an einigen Stellen
doch zu Verständigungsschwierigkeiten zwischen Mensch und Technik
kam: So schaute zum Beispiel einer der Teilnehmer wie gebannt auf
seinen Bildschirm und wartete darauf, dass etwas passiert. Als der
Computer jedoch stur blieb und sich auf dem Bildschirm nichts
regte, griff Abiturient Thorsten Kiehl (17), der auch
Vorsitzender des Stadtschülerrates ist, helfend ein: "Sie müssen
jetzt hier erst mal etwas eingeben." "Ach so, der
Computer wartet jetzt auf mich", erkennt der
Internet-Neuling. Ja, allerdings sei das sonst meistens umgekehrt,
so Thorsten Kiehl.
Auch Malte Mensching ist mit dem bisherigen Verlauf der Schulung
zufrieden: "Das Internet hat bei den meisten Eltern keinen
guten Ruf. Auf diese Weise können wir ihnen das Internet selbst näher
bringen. Ich finde es gut, dass sich die Eltern jetzt damit
auseinander setzen." Seine Mutter hat hingegen schon wieder
neue Pläne: "Vielleicht könnte man so eine Schulung auch
mal extra für Mädchen anbieten. Und hinterher vielleicht noch
eine Netzwerkparty veranstalten..."
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