Ausgabe vom Mittwoch, 14. August 2002

Emden

Blanke Theorie nützt in der Klasse nichts

Fünf Junglehrer am Emder Johannes-Althusius-Gymnasium müssen sich im Schul-Alltag behaupten

Der Einstieg in den Schulalltag fällt Referendaren nicht leicht. Wöchentliches Seminar mit Kolleginnen und Kollegen hilft.

nh Emden. Volle Vorlesungssäle und blanke Theorie: Das Leben an der Universität hat die Studenten fest im Griff. Auch die Referendare am Johannes-Althusius-Gymnasium können davon ein Lied singen. „An der Uni wird von der Praxis nichts erzählt“, sagen Inra Heißenbüttel, Silke Burleibe Tom Lünnemann, Simon Chlouba und Daniela Stöhr. Einzig das Fach Sport wird dort schulnah gelehrt.

Eine Vorstellung hatten sie schon von dem, was sie in der Schule erwartet. Aber wie viel Arbeit wirklich in diesem Beruf steckt, wurde ihnen erst bewusst, als sie die ersten Unterrichtsstunden gehalten haben. „Die Vor- und Nachbereitung und die Korrekturen nehmen sehr viel Zeit in Anspruch“, sagen die Junglehrer. Tom Lünnemann und Simon Chlouba finden es am Schwierigsten, dass man schnell lernen muss, sich selbst zu organisieren: „Man hat einen ganz anderen Tagesablauf. Materialien für den Unterricht müssen hergestellt werden und das in möglichst kurzer Zeit.“

Die Kinder und Jugendlichen für den Unterrichtsstoff zu begeistern, lernen die Referendare ebenfalls im wesentlichen während ihrer zwei Praxisjahre vor dem zweiten Staatsexamen. „In der Uni erlangen wir hauptsächlich fachliche Kompetenz. In Sachen Aufmerksamkeit und Motivation hingegen müssen wir uns überwiegend selbst helfen“, erzählt Daniela Stöhr. „Außerdem ist die Theorie über Motivation in der Praxis ganz anders.“

So kann es schon mal vorkommen, dass „Extra-Aufgaben für besonders Motivierte“ aufgegeben werden. So umschreibt man heute die Strafarbeit. „Schließlich müssen Schüler, die unaufmerksam sind, den Stoff nachlernen. Wir erkundigen uns aber bei unseren Kollegen, welche Möglichkeiten wir haben, wenn Schüler besonders schlimm den Unterricht stören“, sagt Inra Heißenbüttel. „Man muss schließlich auch die rechtliche Lage kennen.“

Meist können sich die Junglehrer jedoch nicht über ihre Schüler beklagen. „In regelmäßigen Abständen werden wir und unser Unterricht bewertet. Da kommt es natürlich auch auf die Mitarbeit in der Klasse an“, sagt Inra Heißenbüttel. „Bis jetzt haben sie uns noch nicht im Stich gelassen.“

Die Referendare haben sich im Schulalltag schnell eingelebt. „Wir haben ein relativ junges und hilfsbereites Kollegium, dass uns immer zur Seite steht“, sagt Silke Burleibe. Während ihrer Referendarzeit treffen sich die Junglehrer einmal wöchentlich zum Seminar. Hier tauschen Referendare aus Aurich, Leer, Papenburg und Emden Erfahrungen aus, sprechen Probleme an und suchen nach Lösungen. „Wenn die Vorlesungen an der Universität ähnlich wie dieses Seminar aufgebaut wäre, würde einem der Einstieg in den Schulalltag erheblich leichter fallen“, sind sich die fünf Junglehrer einig.