Physik- und Chemieschüler
vom Praxisunterricht bei VW begeistert |
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Nach sechstem Besuch im Autowerk
ist Schluss - jetzt geht es an die Facharbeiten. |
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von STEPHANIE SCHUURMAN |
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31 Schülerinnen
und Schüler des Johannes-Althusius-Gymnasiums (JAG)
hatten an sechs Vormittagen in den letzten drei Monaten
die Gelegenheit, parallel zum Unterricht im Emder
Volkswagenwerk zu lernen und zu forschen.
Wissenschaftlich begleitet werden die Teilnehmer des vom
Niedersächsischen Kultusministerium initiierten
Projekts von der Fachhochschule. Nach dieser praktischen
Phase müssen sie nun Facharbeiten schreiben.
"Technik hat mich schon immer interessiert",
sagte gestern Nils Tammen (18), der mit drei
weiteren Physik-Leistungskursschülern ins
VW-Werkstofflabor hineingeschnuppert hat. Nils
untersuchte gemeinsam mit Arne Eilers
verschiedene Karosserieteile auf ihre Farbgleichheit. In
Tabellen sind die Werte genau festgelegt, wie das Licht
bei der Spektralanalyse unter verschiedenen Winkeln
auszusehen hat. "Einmal hat die Farbe eines Kotflügels
nicht gestimmt", hat Nils festgestellt. Unter dem Röntgenfluoreszenz-Gerät
nahmen Matthias Weber und Hendrik Jansen
Schichtdicken-Messungen von Schrauben und anderen
Metallteilen vor. Dabei werden Materialien wie Zink oder
Nickel bestimmt, genau wie deren Schichtstärke. Für
Hendrik steht bereits fest, dass er ein Technikstudium
aufnehmen und später bei VW arbeiten wird: "Aber
das wollte ich auch schon vorher." Auch für die
anderen drei wäre ein Job bei VW durchaus denkbar.
Klausur-Ersatz
Nach den praktischen Einblicken, immer begleitet vom
Unterricht in der Schule, muss nun eine umfangreichere
Facharbeit geschrieben werden, um die Untersuchungen in
den verschieden Laboren von VW zu dokumentieren. Diese
Arbeit ersetzt die sonst üblichen Semesterklausuren des
12. Jahrgangs in Chemie oder Physik. Hendrik: "Ich
habe schon Fachliteratur aus der FH besorgt." Die
Emder Fachhochschule begleitet die Schüler
wissenschaftlich, genau wie auch die Mitarbeiter von VW
den Schülern mit Arbeitsmaterial und Tipps zur Seite
stehen.
Die Qualität von Bremsflüssigkeit oder Kunststoffen in
Form von Granulaten haben vier Schülerinnen und ein Schüler
aus dem Chemie-Leistungskurs geprüft. In dieser
Abteilung des Werkstofflabors wird die Zusammensetzung
von Werkstoffen chemisch bestimmt. "Sehr bald haben
die Schüler selbstständig gearbeitet", lobte
Werkstoffsachbearbeiter Reinhard Bulicke. Alle fünf
bestätigten, dass die Arbeit im Labor viel spannender
als trockener Unterricht war. "Das Ganze
interessiert mich total, aber das Chemiestudium ist mir
für einen Beruf viel zu heftig", sagte Heyka
Jakobs. Trotzdem will auch sie ein
naturwissenschaftliches Studium wählen, aber dann doch
lieber Biologie.
"Ein guter Einblick"
Welche sind die optimalen Schweißpunkte zur
Verbindung zweier Bleche? Das erforschten vier Physikschüler
im Ultraschalllabor. "Zuerst werden die aus einer
Formel berechneten Parameter in den Schweißroboter
eingegeben", erklärte Christian Remmers.
"Der Computer gibt dann nach dem Schweißen die
Meldung, ob die Punkte in Ordnung sind oder nicht."
Bei ihrem ersten Besuch im VW-Werk konnten sich die vier
im Schweißen probieren. "Aber das Bestimmen der
Parameter war am Anfang schwerer", sagte Onno
Miermeister. Alle fanden es "richtig
spannend", einmal hinter die Kulissen zu schauen.
Jede Menge Neues sei dabei gewesen. "Ein guter
Einblick in ein Berufsfeld", waren sich alle einig.
Alexander Scholz würde gern noch einmal
wiederkommen, doch auf Dauer im Ultraschalllabor zu
arbeiten, konnte sich keiner vorstellen. "Ich möchte
noch mehr Bereiche kennen lernen", begründete
Christian seinen Entschluss, sich noch nicht auf ein
bestimmtes Arbeitsfeld festzulegen. Alle waren von der
Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter begeistert. "Die
haben auch nicht ständig Fachlatein geredet",
sagte Christian.
"Vielleicht ist es schon ein Erfolg des Projekts,
dass wir für den kommenden Leistungskurs Physik mehr
Anmeldungen haben", zog Bernd Ritter,
Physiklehrer am JAG, ein erstes Resümee. Werbung für
den praxisnahen Unterricht erfolgt auch, wenn die Schüler
ihre Facharbeit am 1. Juli im Neuen Theater den jüngeren
Schulklassen vorstellen. Im Foyer wird ein Marktplatz
mit Ständen errichtet, die Präsentation findet im
Theatersaal statt. Die Projektarbeit wird für die nächsten
12. Jahrgänge in Zusammenarbeit mit VW und der
Fachhochschule wiederholt. "Die Rahmenbedingungen
stehen zur Verfügung", bestätigte Dieter van
Hoorn, Projektleiter bei VW.
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