Mittwoch, 2. Juli 2003

Kleiner Motivationsschub für zwei nicht ganz leichte Schulfächer
Emder Johannes-Althusius-Gymnasium schloss gestern erste Runde des "Formel X"-Projektes ab.
von JENS VOITEL
  Präsentation: JAG-Schüler stellten gestern im Foyer des Neuen Theaters ihre Projektarbeiten vor. Ld 
   
Die Fächer Physik und Chemie gelten weiterhin - nicht nur unter Emder Schülern - als "schwere Brocken". Viele lassen lieber gleich die Hände davon. Sehr zum Verdruss der Wirtschaft, die derzeit händeringend nach gut ausgebildeten Ingenieuren sucht. Um dieser Misere ein wenig entgegenzuwirken, hat noch die alte SPD-Landesregierung das so genannte "Formel X"-Projekt auf den Weg gebracht: eine Kooperation zwischen Schule und Unternehmen "zur Förderung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts". In Emden hatte sich das Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG) um das dreijährige Projekt beworben. Gestern nun wurde die erste Runde der mehrmonatigen Gemeinschaftsarbeit im Rahmen einer Präsentation in Neuen Theater abgeschlossen.
Fast 300 Schüler, Lehrer sowie die Vertreter des Emder Volkswagen-Werkes und der Fachhochschule verfolgten die Vorstellung einiger Schülerprojekte, die in den letzten Wochen in der Schule, sowie bei VW und in der Fachhochschule erarbeitet worden sind, auf der Bühne und im Foyer des Theaters. Dabei ging es unter anderem um Lacke, Maschinen, Messungen und Mischungen. Ganz so wie in der Arbeitswelt auch.

Sechs Vormittage
Insgesamt haben 32 Schüler der 12. Jahrgangsstufe am "Formel X"-Projekt teilgenommen. Im Februar schon hatten sie ihre eigentliche praktische Arbeit aufgenommen. Die Schüler- und Schülerinnen der Physik- und Chemieleistungskurse absolvierten dabei an sechs Vormittagen eine Art Praktikum im VW-Werk. Die Arbeit mit den gewonnenen Erfahrungen wurde dann in der Schule fortgesetzt. Am Ende dann stand die Präsentation.
"Ich bin mit den Ergebnissen eigentlich sehr zufrieden", sagte Schulleiter Heinz-Wilhelm Ohm am Ende der fast zweistündigen Veranstaltung. Eingeladen waren auch die Schüler der nachfolgenden Klassen. Auch sie werden sich im nächsten Schuljahr mit der angewandten Physik und Chemie beschäftigen. Die Facharbeit ist Pflicht, der Praxisbezug ein Angebot der Schule. Ohm hätte sich allerdings gewünscht, dass die Schüler in ihren Präsentationen weniger die Praktikumsarbeit nur abbilden, sondern diese vielmehr wissenschaftlich analysieren. Aber das seien Details, die sich in den nächsten Jahren entwickeln müssen.
"Wir würden uns freuen, wenn weiterhin viele Schüler und Schülerinnen die Fächer Physik und Chemie belegen würden", sagte Ohm gestern gegenüber der Emder Zeitung. In den nächsten Schuljahren sähe das auch gar nicht so schlecht aus. Es sei deshalb auch sehr wichtig, dass die Wirtschaft das Projekt weiter unterstützt.
Dass das Projekt "Formel X" den Unternehmen wichtig ist, zeigte auch die gestrige Anwesenheit des Emder VW-Werkleiters Otto Joos, der sich selbst ein Bild von der Arbeit der jungen Leute machen wollte. Er brachte dann auch einige seiner Manager mit, die die Schüler in den letzten Wochen bereits begleitet hatten.

Weitere Zusammenarbeit
Zwei Jahre wird das Land die "Formel X" noch fördern. Was danach kommt, entscheidet dann die neue Landesregierung dann neu. Das JAG will jedenfalls dranbleiben. Und das Emder VW-Werk signalisierte schon einmal die weiter Kooperationsbereitschaft. VW-Sprecher Dr. Udo Fecht: "Wenn das JAG will, können wir über eine weitere Zusammenarbeit sprechen." Man stehe zu den Inhalten des Projektes.
"Die Wirtschaft ist natürlich an Nachwuchs interessiert", freute sich Schuldirektor Ohm. Auch die Fachhochschule wird sicher über weitere angehende Ingenieure froh sein. Schließlich wirbt man auch hier um Schüler, die sich vor einer technisch-naturwissenschaftlichen Ausbildung nicht scheuen.