Montag, 22. September 2003

Grandioses Theater vor vielen Fans und vollen Rängen
Schüler und "Ehemalige" des Johannes-Althusius-Gymnasiums zeigten Peter Shaffers "Komödie im Dunkeln".
von STEPHANIE SCHUURMAN
  Sitzen und tapsen im Dunkeln: Hannah Rudolph, Henriette Kogelmann und Benjamin Swieter. EZ-Bild: Leding 
  Das Neue Theater als Schulaula. So zumindest der erste Eindruck am Samstagabend, bevor die Gruppe "Spieltrieb" des Johannes-Althusius-Gymnasiums (JAG) mit ihrer Umsetzung des Stückes "Komödie im Dunkeln" des Engländers Peter Shaffer beginnt.
Doch schnell ändert sich dieser Eindruck: Das Licht geht aus. Und es bleibt aus, auch als das Spiel beginnt. Schließlich zieht sich ein Kurzschluss als roter Faden durch die Boulevardkomödie, dessen Inszenierung kaum etwas mit dem üblichen "Schülertheater" gemein hat. Höchst professionell dank der langjährigen Ausbildung an der Schule - alle Agierenden besuchten ab der siebten Klasse die Theater-AG und wählten in der Oberstufe das Schulfach "Darstellendes Spiel".
Die Theatergruppe unter Leitung der Lehrerin Folke Jürgens setzt sich aus acht "Noch-JAG-Schülern" und drei ehemaligen zusammen. Insbesondere Letztere haben ihren eigenen Fan-Club im obersten Rang: "Toi, toi, toi" ist dort auf Plakaten zu lesen und weiter: "Hannah, Thorsten, Benjamin - ihr seid super - Eure Fans." Und auch sonst: viele junge Schüler-Gesichter im Publikum nebst Lehrerkollegium des JAG.
Das Stück spielt im London der sechziger Jahre. Der junge Künstler Brindsley und seine Verlobte Carol wollen einen guten Eindruck machen und sehen ihrem wichtigsten Abend entgegen. Sie erwarten den stockkonservativen Schwiegervater in spe und als zweiten Gast einen verschrobenen Millionär und Kunstmäzen, der Brindsley zum Durchbruch in der Kunstszene verhelfen soll. Um ein entsprechendes Ambiente zu schaffen, leiht sich Brindsley ohne das Wissen des Besitzers stilvolle Möbel seines Nachbarn, dem Antiquitätenhändler Herold, aus.
Beginnend mit dem Kurzschluss aber kommt es wie es kommen musste: Der Abend wandelt sich in eine einzige Katastrophe. Neben den erwarteten Gästen tauchen noch eine verschreckte Nachbarin, unerwartet der Antiquitätenhändler, ein philosophierender Elektriker und nicht zuletzt die extrovertierte Ex-Geliebte von Brindsley auf.
Dabei wendet die Theatergruppe einen Trick an: Die Bühne liegt im Dunkeln, wenn angeblich Licht da ist. Hell erleuchtet aber ist sie, wenn keine Kerze oder Taschenlampe zur Hand ist. So werden die Theaterbesucher zu Voyeuren, die die Darsteller hilflos tapsend beobachten. Der Kurzschluss nämlich raubt nicht nur das Orientierungsvermögen, sondern verändert auch die Handlungsweise.
Die Figuren denken, sie würden nicht gesehen, und tun Dinge, deren sie sich bei Licht schämen müssten. Sie sprechen im Dunkeln über Personen, von denen sie glauben, sie seien abwesend, derweil diese längst unbemerkt im Raum sind. So macht das fehlende Licht Maskierung und Täuschung möglich, wirkt aber auch entlarvend und bringt am Ende die Wahrheit über die Menschen an den Tag.
Überzeugend füllen die "Schüler" ihre Rollen aus: Benjamin Swieter als Brindsley, Hauke Rudolph als Schwiegervater, Henriette Kogelmann als verschrobene Nachbarin, Thorsten Kiehl als männerbevorzugender Nachbar, Imke de Ruyter Busch als laszive Geliebte, Lennart Jacobs als der Kunstmäzen Godunow, Christoph Weiler als Elektriker und nicht zuletzt brilliert Hanna Rudolph in ihrer Rolle der Carol. Einziges Manko der Inszenierung: Die Premiere ist gleichzeitig die einzige Vorführung. Vielleicht aber kann die Truppe beim nächsten Schülertheater-Festival in Oldenburg erneut ein Publikum begeistern.