Donnerstag, 27. November 2003

JAG-Schüler demonstrierten Gemeinschaftssinn
Etwa 400 Teilnehmer protestierten in einer Kundgebung gegen eine zweite Außenstelle des Gymnasiums.
von STEPHANIE SCHUURMAN
  "Lieber Unterricht als unterwegs" hieß es unter anderem auf den Plakaten der Demonstranten für einen Schulanbau. EZ-Bild: kr 
  Für einen Anbau an das Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG) und gegen die Zersplitterung der Schule durch eine weitere Außenstelle haben gestern etwa 400 der 760 betroffenen Schüler in einem Protestmarsch von der Nordseehalle bis zur Stadtverwaltung demonstriert.
Durch die Umsetzung der von der Landesregierung beschlossenen Schulreform, die den Wegfall der Orientierungsschule, das Zentralabitur sowie das Ablegen des Abiturs bereits nach zwölf Jahren verlangt, werden die Räumlichkeiten des JAG nicht mehr ausreichen. Eine weitere Außenstelle neben der geplanten in Pewsum ist mit dem Gebäude der Wallschule im Gespräch.
"Die Bildungsreform der CDU/FDP-Landesregierung kann nicht funktionieren, wenn sie in Emden nicht richtig umgesetzt wird", sagte Samy Atter, Politik-Leistungskursschüler der 12. Klasse des JAG vor den Demonstranten auf dem Frickensteinplatz. Unterstützt wurde er von der JAG-Big Band, die mit ihrer Musik zusätzlich die Stimmung anheizte. Wichtig sei der Zusammenhalt einer Schule. "Wenn aber die gesamte Oberstufe in die Wallschule muss, können diejenigen Schüler, die als Tutoren eingesetzt sind, nicht mehr mit den jüngeren Schülern arbeiten", betonte Atter. Er führte auch die Big Band als Beispiel an: "Wie soll die weiter laufen, wenn die Lehrer im Hauptgebäude, die Schüler in der Wallschule und die Instrumente womöglich noch an anderer Stelle sind?" Die gleiche Problematik bestünde auch für andere Arbeitsgemeinschaften. Insgesamt sei die Zersplitterung inakzeptabel. Lehrer und Schüler müssten ständig zwischen JAG und Wallschule pendeln. Es würde kaum mehr möglich sein, nach dem Unterricht mit dem Lehrer über den gerade gelernten Stoff zu reden, weil die Zeit knapp ist. "Und das, wo das Lerntempo dank der verkürzten Schulzeit bis zum Abitur noch erhöht wird."
"Wir brauchen einen Anbau an unsere Schule", betonte Atter unter tosendem Beifall der Demonstranten. Schon heute würden die 13 Fachräume nicht für alle ausreichen. "Wenn wir fünfzügig werden, brauchen wir mindestens 20 Räume." Dass ein Anbau nicht "so einfach aus dem Ärmel geschüttelt werden kann, dafür zeigte der Schülersprecher Verständnis. "Aber bestimmt ist ein Anbau für das Jahr 2006/07 möglich. Die zweite Außenstelle jedenfalls werden wir als Dauerlösung nicht akzeptieren."
"Leider ist keine der verantwortlichen Parteien von CDU und FDP hier anwesend", bemängelte André Hinrichs, der als Jugendsekretär der Gewerkschaft Verdi die Forderungen der Schüler unterstützte. "Alle Untersuchungen wie die Pisa- oder Shell-Studien nützen nichts, wenn keine Bildungsverbesserungen folgen."
Oberbürgermeister Alwin Brinkmann stellte sich den Forderungen der Demonstranten und zeigte sein Dilemma zum Thema Schulstrukturreform auf. "Wir als Kommune müssen umsetzen, was der Gesetzgeber, die Landesregierung beschlossen hat. Unabhängig von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln." Derzeit kämen täglich Vertreter von Emder Schulen auf ihn zu, die ihre berechtigten Wünsche vortrügen. "Aber unsere Mittel sind begrenzt. Liebend gerne würde ich sofort einem Anbau zum JAG zustimmen." Doch auch die Bedürfnisse anderer Schulen müssten berücksichtigt werden. "Ich kann euch hier und jetzt nur versprechen, dass ich morgen mit allen Fraktionsvertretern die Forderungen besprechen werde. Am Ende aber wird der Rat entscheiden."