Ausgabe vom Mittwoch, 11. Februar
2004
Lokalsport
„Keimzelle des deutschen Schulschachs“
von uwe
prins
OSTFRIESLAND-MEISTERSCHAFTEN
350 Schüler spielen an 160 Brettern in der Emder Nordseehalle
Roman Korba gewann vor 13 Jahren mit der
Grundschule Upstalsboom den Titel. Gestern stellte er sich als
Schiedsrichter zur Verfügung.
emden - Klack. Klack. Klack. Sie ziehen Figuren und
drücken dann auf die Uhr. Das ist wichtig, denn bei den Ostfriesischen
Schulschach-Meisterschaften hat jeder Spieler nur 20 Minuten Zeit für eine
Partie. Klack. Der andere ist dran. Nebenan bei den Grundschülern geht es
nicht ganz so hektisch zu, hier wird ohne Zeitlimit und ohne Schachuhr
gespielt. „So lange brauchen sie ohnehin nie“, sagt Bernd Döring, der das
Turnier bereits zum 16. Mal in Emden organisiert.
Das Bild in
der Nordseehalle ist imposant, auch ohne große Bühne, ohne
Sitzplatztribünen. Sieben Reihen mit jeweils sechs Achter-Tischen, bepackt
mit Uhren, insgesamt 160 Brettern und dem ein oder anderen Glücksbringer.
„Wir befinden uns in der Keimzelle des deutschen Schulschachs“, sagt
Eckhard Lüers mit leuchtenden Augen und dankbaren Blicken in Richtung
Döring. „Ohne ihn wäre diese Bewegung in Ostfriesland nie so in Gang
gekommen“, lobt der Landesbeauftragte für Schulschach aus Hage den
Hauptorganisator vom Johannes-Althusius-Gymnasium Emden.
350
Teilnehmer sind insgesamt gemeldet, das JAG stellt 17 der insgesamt 80
Mannschaften. „Der harte Kern unserer Schach-AG ist nicht größer als zehn
Leute“, sagt Lehrer Michael Schmeling. Aber das Interesse ist dennoch
gewaltig: „Einmal im Jahr machen wir ein internes Schulturnier. Beim
letzten Mal waren über 170 Schüler dabei.“ Schmeling lacht: „Überall
mussten wir uns Bretter borgen.“
Materialprobleme gibt es in
der Nordseehalle nicht. Pro Team muss jede Schule zwei Bretter und zwei
Garnituren Figuren mitbringen. Um neun Uhr wird aufgebaut, eine
Viertelstunde später geht es los : in den verschiedenen Altersklassen und
Schulkategorien.
„So ein großes Turnier gibt es sonst
nirgends“, sagt Lüers. „In der Breite ist Ostfriesland absolut führend in
Deutschland, auch wenn die Spielstärke insgesamt nicht so hoch ist.“ Lüers
will diese Aussage nicht als Kritik verstanden wissen.
Und
Döring tut das auch nicht: „Wir wollten immer eine
Breitensportveranstaltung und keine weitere Turniermöglichkeit für
Vereinsspieler“, sagt er. So kommt es zu kuriosen Situationen: „Gleich in
der ersten Runde jubelte ein Grundschüler, weil er glaubte, seinen Gegner
matt gesetzt zu haben. Dabei stand dessen König nicht einmal im Schach“,
sagt Döring mit einem süffisanten Lächeln.
In solchen Momenten
greifen die Schiedsrichter behutsam ein. Die meisten sind Lehrer, einer
nicht: Roman Korba hat vor 13 Jahren mit dem Team der Auricher Grundschule
Upstalsboom in Emden gewonnen, fand anschließend den Weg zum Auricher
Schachklub und spielt mittlerweile für Jever in der Oberliga. „Ich bin
natürlich gerne gekommen“, sagt der 21-jährige Student, der eine
Spielpause nutzt, um einen Lehrer auf den 32 weißen und 32 schwarzen
Quadraten auseinander zu nehmen. Ohne Uhr, ohne klack : wie damals als
Grundschüler. .Ergebnis-Übersicht in der morgigen Ausgabe.