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Gedenken: Schüler
erinnerten im Neuen Theater an das Schicksal von Jugendlichen
vor 60 Jahren. EZ-Bild: Krämer |
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Am Ende herrscht
Stille. Nachdenkliches Schweigen, betretene Gesichter. Nur
langsam erheben sich die Besucher von ihren Stühlen ...
"Junge Menschen trifft keine persönliche Schuld, aber es
ist wichtig, dass sie die Erinnerung an das Verbrechen wach
halten." Mit diesen Worten würdigte Oberbürgermeister Alwin
Brinkmann
schon zu Beginn die Veranstaltung zum Gedenken der Opfer des
Nationalsozialismus, die gestern Schüler des
Johannes-Althusius-Gymnasiums im voll besetzten Neuen Theater
ausrichteten. Brinkmann: "Das Erinnern darf nicht
aussterben."
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Schicksal der
Jugendlichen im Dritten Reich. Vom Leben der jungen Menschen,
die sich nicht der Hitlerjugend (HJ) oder dem Bund Deutscher Mädel
anschlossen, berichteten Schüler des Jahrgangs 11 aus dem
Kurs "Darstellendes Spiel". Diesen Jugendlichen war
es zuwider, an Kampfsportveranstaltungen der HJ teilzunehmen,
sich von Gleichaltrigen drillen zu lassen. Sie flüchteten in
eine Art Gegenkultur, zu den "Swing-Kids". Ohne
eigentlichen politischen Hintergrund, doch so gegensätzlich
zum Erscheinungsbild der uniformen und gleichgeschalteten HJ.
Ihre Vorliebe für Jazz und Swing sollte für viele zum Verhängnis
werden.
"Liebesversuch"
Was folgte, war die systematische Kriminalisierung dieser Abtrünnigen.
Arbeitsverweigerung, Sabotage, Homosexualität oder andere
fadenscheinige Gründe wurden den "Swing-Kids", den
Jugendlichen mit "asozialem und kriminellen
Charakter" attestiert. Grund genug, um in einem der
Jugend-Konzentrationslager wie Moringen oder Uckermark zu
landen. Was dort mit ihnen geschah, machte Heidrun Schwarz
aus dem Jahrgang 11 an einem Beispiel deutlich. Sie schilderte
einen "Liebesversuch". Ein mit Röntgenstrahlen
behandeltes Paar sollte auf seine vermeintliche Zeugungsunfähigkeit
getestet werden. Allein unter Beobachtung und in
Gefangenschaft mochten sie den Geschlechtsakt nicht
vollziehen. Der Versuch wurde abgebrochen, die
"Versuchspersonen" wurden erschossen.
Neuntklässler aus dem Wahlpflichtkurs Geschichte berichteten
von einem Interview mit einer Zeitzeugin aus Ostfriesland.
Frau Gohmann aus Stapelmoor hatte sehr wohl beobachtet, wie
die Juden aus ihrem Dorf abtransportiert wurden. "Aber
ich kann bis heute nicht sagen, wie wir reagiert hätten, wenn
wir von ihrem Schicksal gewusst hätten." Von den
verschwundenen Juden hörten die Stapelmoorer nie wieder
etwas.
Tagträume
Panzer, die die Toreinfahrten zum KZ durchbrechen. Englische
oder russische Stahlhelme die auftauchen und rufen:
"Kommt raus, es gibt keine Nazis mehr." -
Befreiungsträume von inhaftierten KZ-Jugendlichen, die Schüler
aus dem 12. und 13. Jahrgang wiedergaben. Tagträume, die sich
nur für die wenigsten erfüllten, denn sie waren zu lange die
Besiegten.
"Auschwitz ist das Synonym für alles, was der Mensch dem
Menschen antun kann." Samy Attar
aus dem Leistungskurs Politik des 13. Jahrgangs trug seine
Gedanken vor. Vermehrt werde behauptet, Schüler befassten
sich zu sehr mit dem Thema. Schließlich seien auch Deutsche
Opfer, etwa durch den Bombenkrieg. Attar: "Aber die
Ursache muss doch stets im Vordergrund stehen!"
Brennpunkt-Themen, derer sich auch die NPD bedient. Sie
verhalfen den Rechten in den Landtag Sachsens, machten die jüngsten
Ereignisse, bei denen die Partei sich dem Gedenken der
Nazi-Opfer verweigerte, erst möglich. "Es ist naiv zu
glauben, dass uns so etwas nicht auch in Ostfriesland
erreichen kann", betonte Attar. "Nur das Erinnern
verhindert das Vergessen." |
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