Hinter den Kulissen der ESA…

Stipendiatenprogramm ESA

Als wir das ESA (European Space Agency)-Gelände in Darmstadt erreichten, erwartete uns als Erstes ein schönes und modernes Gebäude, auf dessen Dach Länderflaggen angebracht waren, die die Mitgliedsländer der ESA repräsentieren. Hier würden wir also in den kommenden zwei Wochen ein Praktikum absolvieren.

Das ESOC (European Space Operations Centre) ist das Kontrollzentrum der ESA. Hier werden Satelliten überwacht und gesteuert, die für Forschungsmissionen, wie zum Beispiel ROSETTA (Kometenmission), verwendet werden. Zudem unterstützt das ESOC die Start- und Check-Out Aktivitäten von verschiedenen Satelliten, die zu anderen Partnerorganisationen gehören.

Unsere Praktikumsplätze wurden uns von dem Stipendiatenprogramm des JAG vermittelt. Dafür hatten wir uns bereits im Dezember mit einem Motivationsschreiben beworben und erhielten schon kurz nach dem Ende der Bewerbungsfrist die Zusage.

Danach begann die Organisation. Es mussten Zugtickets für die Fahrt sowie ein Hotel gebucht werden, wobei die Schule den größten Teil der Organisation sowie der Finanzierung übernahm.

Am 02.04.2017 war dann alles fertig, die Koffer gepackt, die Einverständniserklärungen unterschrieben und somit stand einer erfolgreichen Reise nichts mehr im Weg.

Nach einer etwa siebenstündigen Zugfahrt mit mehreren Umstiegen und einem kurzen Fußweg erreichten wir gegen Nachmittag unser Hotel. Zunächst bezogen wir unsere Zimmer, bevor wir zu einer kurzen Stadterkundung aufbrachen.

 

Am nächsten Morgen wurden wir um 9 Uhr am Südtor des ESA-Geländes von unserem dortigen Betreuer Michael Schmidt, Leiter der Abteilung für Studien und spezielle Projekte und ehemaliger Schüler des JAG, erwartet. Wir mussten zunächst die Sicherheitskontrolle durchlaufen, bevor wir von Herrn Schmidt herumgeführt wurden. Dabei stellte er uns bereits einige Leute vor, mit denen wir in der folgenden Zeit zusammenarbeiten würden.

Schnell merkten wir, dass die Arbeitssprache zwar Englisch ist, jedoch auch viele andere Sprachen wie Französisch, Italienisch und Deutsch gesprochen wurden.

Nach dem Rundgang erhielten wir eine Einführung in eine der Aufgaben, mit der wir uns in der nächsten Zeit beschäftigen sollten. Zunächst sollten wir uns überlegen, welche Daten und Ansichten man unserer Meinung nach braucht, um die gemeldeten Fehler eines Satellitenanalysieren und übersichtlich darstellen zu können. Danach sollten wir uns überlegen, wie man diese Daten auf einer Webseite darstellen könnte, ohne dass es zu unübersichtlich werden würde.

In der Mittagspause wurden wir mit in die Mensa genommen, wo eine reichliche Essenauswahl auf uns wartete, bevor wir uns wieder an die Arbeit machten.

Gegen 17 Uhr neigte sich unser erster Arbeitstag dem Ende zu und wir machten uns auf den Weg zurück ins Hotel.

Der zweite Tag des Praktikums begann wieder morgens um neun Uhr. Jedoch konnten wir an diesem Morgen die Sicherheitskontrollen mit unseren Mitarbeiterausweisen wesentlich schneller passieren und uns dann eigenständig auf den Weg zu unserem Arbeitsplatz machen. An diesem Tag wurden wir in unterschiedlichen Büros untergebracht und erhielten unterschiedliche Aufgaben. Während Imko bei einem Programm zum Komprimieren von Daten half, beschäftigte sich Jana mit einem Vortrag über die Wirkungsweise von Antennen.

Die restlichen Tage der ersten Woche verbrachten wir abwechselnd mit verschieden Aufgaben. Hier wurde uns immer alles erklärt, bis keine Fragen mehr offen waren.

Am Freitag besuchte uns Frau Brüning, die wir zunächst herumführten. Wir erzählten ihr von der vergangenen Woche und unseren Aufgaben. Anschließend fand ein kurzes Gespräch mit dem Leiter der Abteilung für Missionskontrolle, Dr. Paolo Ferri, statt, der auch bei den Emder Forschungstagen 2017 referierte.

Das Wochenende hatten wir dann zur freien Verfügung. Da sich eine Heimfahrt nicht gelohnt hätte, blieben wir vor Ort und erkundeten die Stadt und ihre Umgebung.

Die zweite Woche begann für uns in einem der Testräume im Bereich der Software-Entwicklung und -Validierung, in dem wir zunächst beim Einstellen einer Kamera halfen. Anschließend wurde uns erklärt, wie mit Hilfe von Virtual Reality mögliche zukünftige Missionen, wie eine Mondbasis, geplant werden könnten. Des Weiteren wurde uns ein Roboter vorgeführt, der bereits zu Testzwecken von einem Astronauten aus der ISS gesteuert wurde.

Die nächsten und letzten Tage verbrachten wir im Kontrollraum der Satelliten XMM-Newton und Integral. Die beiden Satelliten gehören zu den ältesten Satelliten, die noch von der ESA betrieben werden. Für sie ist eine Überwachung rund um die Uhr erforderlich, da sie auf der Technologie der 90er Jahre basieren und kaum On-board Prozessoren haben. Neuere Satelliten mit verbesserten Technologien und mehr Speicher können auch einige Zeit ohne Überwachung überstehen.

Neben den einzelnen Anzeigen und Grafiken, die zur Überwachung dienen, wurde uns auch erklärt, wie es möglich ist, dass die Satelliten auf den gewünschten Umlaufbahnen bleiben und ihre Position erkennen. Die Satelliten liefern an das Bodenkontrollzentrum Informationen über die Sternenbilder, die von den Satellitensensoren erfasst werden. Diese Sternenbilder werden am Boden mit Sternenkarten verglichen, die mit Hilfe von anderen Satelliten erstellt wurden. Das Kontrollzentrum führt gegebenenfalls Manöver zur Korrektur der Lage oder der Position der Satelliten aus.

Am 13.04.2017 endete dann unsere Zeit in Darmstadt, wobei wir neben neu erlangtem Wissen auch viele neue Erfahrungen und Eindrücke mitnehmen konnten.

Insgesamt hat uns das Praktikum sehr gut gefallen, wobei uns vor allem die hilfsbereiten Menschen, die wir kennenlernen durften, sowie das Zusammenarbeiten von Menschen aus verschiedenen Ländern in guter Erinnerung bleiben werden. Wir wurden von Anfang an sehr gut aufgenommen und integriert. Ebenfalls sehr interessant war die Telekonferenz mit der NASA und anderen Raumfahrtorganisationen aus allen Teilen der Welt, an der wir teilnehmen durften. Auch der Bereich der Flugdynamik war sehr eindrucksvoll, da dort die erforderlichen Manöver, die nötig sind, um einen Satelliten auf Kurs zu halten, bereits Wochen im Voraus berechnet werden.