OZ vom 20.03.2021: Für rund 1800 junge Leute steht Corona-Abi an

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Jonas Peschke aus der Gemeinde Hinte (JAG) und Mareike Seewald aus Emden (MAX) schildern in einer wöchentilichen Serie der OZ ihren Weg zum Abi, ihre Probleme und Herausforderungen, Dinge, die gut klappen, und ihre Zukunftspläne. Immer sonnabends wird jeweils ein Beitrag von ihnen erscheinen.

(OZ vom 20.032021 unter https://www.oz-online.de/-news/artikel/964539/Fuer-rund-1800-junge-Leute-steht-Corona-Abi-an)

VON MONA HANSSEN UND HEIKO MÜLLER

Ostfriesische Schülerinnen und Schüler bereiten sich in schwieriger Zeit auf Prüfungen und die Zukunft vor. Diese Zeitung begleitet eine Emderin und einen Hinteraner wöchentlich auf dem Weg zum Abitur.

Emden/Ostfriesland - Wechselunterricht, Distanzlernen, geschlossene Schulen: Die jungen Menschen, die demnächst in Ostfriesland Abitur machen, haben ein unvergleichbares Schuljahr hinter sich. Die Zeit, in der sie sich auf die so viel entscheidenden Prüfungen vorbereiten müssen, ist voll widriger Umstände. Es ist schwer, einen Ausgleich zum Lernen in der Freizeit zu finden, weil immer wieder mal lockere, mal strengere Kontaktbeschränkungen gelten. Sich mit Freunden treffen, mal tanzen gehen, mal in Café oder Kneipe zusammenkommen: oft unmöglich. Der Spaß der fast beendeten Schulzeit fehlt. Mottowochen, Abi-Gags, eine festliche Zeugnisvergabe mit der ganzen Familie und der Abi-Ball: Was wird möglich sein?

Auch ist der Blick auf die Zeit nach dem Abitur ein unsicherer. Gingen sonst Millionen junge Leute nach dem Abi ins Ausland, erweist sich das jetzt als schwierig. Ausbildungen, Jobs, Studium: Wo gibt es Gewissheit, dass auch bei steigenden Inzidenzwerten und wirtschaftlichen Krisen ein Platz ist? Wie erfolgreich und motivierend wird ein Studium, wenn auch da nur Distanzlernen und Video-Vorlesungen möglich sind?

Die genauen Abi-Zahlen in Ostfriesland

Diese Fragen dürften in Ostfriesland derzeit rund 1800 junge Frauen und Männer umtreiben. Sie sind für die Abitur-Prüfungen an Gymnasien und Berufsbildenden Schulen zugelassen, wie die Pressestellen der Kommunen mitteilen. So arbeiten in Emden 223 Schülerinnen und Schüler auf die Abschlussprüfungen hin. Die meisten von ihnen am Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG), gefolgt vom Max-Windmüller-Gymnasium (MAX). Im Landkreis Aurich sind es 746 Prüflinge – die meisten vom Gymnasium in Aurich, gefolgt vom Gymnasium in Norden.

Für den Landkreis Leer wurden dieser Zeitung 653 Abiturientinnen und Abiturienten genannt. Die meisten besuchen das Ubbo-Emmius-Gymnasium, gefolgt von dem Teletta-Groß-Gymnasium, die sich beide in Leer befinden. Im Landkreis Wittmund steht für 111 junge Leute am Niedersächsischen Internatsgymnasium Esens (Nige) und für 60 an der Kooperativen Gesamtschule in Wittmund an.

Abiprüfungen trotz Corona nicht verschoben

Trotz der Corona-Pandemie und der beschriebenen Widrigkeiten sollen die Abiturprüfungen nicht nach hinten verschoben werden. Das teilte das Kultusministerium des Landes Niedersachsen schon Anfang März mit. Der Erlass ging laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (DPA) an rund 450 betroffene Schulen. Demzufolge soll wie geplant die erste Abiturklausur am 19. April im Fach Geschichte stattfinden, die letzte am 11. Mai im Fach Physik. Vom 17. Mai bis 9. Juni sollen die Nachschreibeterminen sein.

Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sagte gegenüber der DPA, dass nur der Lernstoff abgefragt würde, der auch zuvor im Unterricht drangekommen sei. „Wir sichern faire Prüfungen zu, keiner muss Nachteile wegen Corona befürchten“, betonte er. Dem Terminplan vorausgesetzt ist aber weiterhin, dass die dann geltende Corona-Verordnung das Abhalten der Prüfungen auch zulässt. Eine Verordnung solle aber so verfasst werden, dass das Abi auch dann geschrieben werden könne, wenn der Schulbesuch selbst schon verboten sei.

Um der schweren Situation der vielen Prüflinge ein Gesicht zu geben, hat diese Zeitung zwei junge Menschen – Mareike Seewald aus Emden und Jonas Peschke aus der Gemeinde Hinte – gebeten, ihren Weg zum Abi zu schildern, ihre Probleme und Herausforderungen, Dinge, die gut klappen, und ihre Zukunftspläne. Immer sonnabends wird an dieser Stelle jeweils ein Beitrag von ihnen erscheinen.

Mein Name ist Mareike Seewald, ich bin 18 Jahre alt, Schülerin des Max-Windmüller-Gymnasiums (MAX) in Emden und ich werde euch in den folgenden Wochen auf meinem Weg zum Abitur mitnehmen.
Aber erst einmal etwas über mich: Ich gehe in die 13. Klasse und bereite mich auf mein Abitur vor. Meine Leistungskurse sind Geschichte, Erdkunde und Deutsch, und meine weiteren Prüfungsfächer sind Mathe und Religion. Demnach liegt mein Schwerpunkt im gesellschaftlichen Bereich.
Zusätzlich bin ich aktives Mitglied in der Schülervertretung und der Theater-AG des MAX, auch wenn wir durch Corona zurzeit leider keine Projekte durchführen können.
Wie sieht der Alltag in Corona-Zeiten aus der Sicht einer Schülerin aus? Da wir die Abschlussklasse sind, ist es uns erlaubt, am Präsenzunterricht teilzunehmen, Voraussetzungen hierfür sind lediglich die bekannten Hygieneregeln – also Masken, Abstand und regelmäßiges Lüften.
Allgemein verändert sich der Ablauf von Woche zu Woche sehr wenig – es sei denn, es stehen Klausuren an, wie es in der vergangnen Woche der Fall ist. Es war die letzte der sogenannten „Klausurenphase“ und bestand bei mir aus den Klausuren in Erdkunde und Geschichte sowie einer mündlichen Abfrage in Sport.
Die Vorbereitungen hierfür bestanden bei mir aus dem Anfertigen von Lernzetteln und das anschließende Lernen des Themas. Weil dies alleine oft langweilig ist und schnell auch sehr viel werden kann, lerne ich auch gerne mit Freunden.
Um nicht vollkommen in Arbeit zu versinken, ist auch ein Ausgleich sehr wichtig, der zurzeit durch Corona zwar sehr eingeschränkt, aber dennoch nicht unmöglich ist. Bei mir persönlich entsteht der Ausgleich oft in Kombination mit dem Lernen dadurch, dass ich mit Freunden lerne. Wenn zum Beispiel eine wichtige Klausur ansteht, treffen wir uns zu zweit, starten aber nicht direkt, sondern trinken erst Tee und reden über das, was bei uns im Leben so passiert ist, was zugegebener Maßen momentan nicht allzu abwechslungsreich ist.
Aber auch unabhängig vom Lernen habe ich viel Kontakt zu meinen Freunden, auch wenn dies nicht in der Art und Weise möglich ist, wie wir es sonst tun. Deshalb sind soziale Medien oder auch Telefonate ein großer Bestandteil in unserem derzeitigen Alltag. Weitere Einblicke in meine Prüfungsvorbereitungen und meine Pläne nach dem Abi erhaltet ihr von mir in den nächsten Folgen dieser Serie.

Ich bin Jonas und Teil des diesjährigen Abitur-Jahrgangs des Johannes-Althusius-Gymnasiums in Emden. Dieses Jahr findet das Abitur allerdings unter Corona-Bedingungen statt, welche nicht nur die Feiern und die Vorbereitungen rund um das Abi, sondern auch meine sonstigen Hobbys auf den Kopf stellen. In meiner Freizeit mache ich sonst viel Sport, spiele Fußball und gehe ins Fitnessstudio.
Da der Unterricht bisher für mich weiterhin in Form von Präsenzunterricht stattfindet, ist mein Tagesablauf ziemlich festgelegt.
Den Ausgleich zum Lernen für die letzten Klausuren, die in der vorigen Woche stattfanden, fand ich im Sport sowohl im aktiven Betreiben als auch im Ärgern über die stetigen Schalker Niederlagen am Wochenende. Sonst genieße ich die letzten Wochen vor dem Prüfungsstress auch noch gerne mit einem Kollegen bei einem Bier am Wochenende und plane die kommenden Monate.
Im Sommer werde ich dann, nachdem ich mein Abitur hoffentlich noch ein wenig feiern konnte, zu studieren beginnen. Mein Berufswunsch ist schon seit Beginn der 5. Klasse Lehrer für Latein und Mathematik zu werden. Deshalb war meine Schwerpunktwahl für das Abi auch ziemlich schnell entschieden. Neben meinen Kernfächern Physik, Mathe und Latein habe ich mich so noch für die weiteren zwei Prüfungsfächer Geschichte und Pädagogik entschieden.
Über das „Was“ bin ich mir sicher, doch über das „Wo“ werde ich mir in den kommenden Wochen noch genauer Gedanken machen müssen. Zwar ist Lehramt generell ein beliebtes und weit verbreitetes Studienfach, doch alleine in Niedersachsen wird nur zweimal die Fächerkombi Latein und Mathe angeboten.
Doch neben der Uni-Suche steht nun in den kommenden Wochen natürlich erst einmal das Lernen für die Abitur-Prüfungen im Fokus. Grundsätzlich sind die Bedingungen durch das Corona-Virus für mein Abitur natürlich komplizierter als für die Jahrgänge vor der Pandemie. Dennoch denke ich, dass uns Schülern sowohl mit einer nun zumindest verkürzt stattfindenden Mottowoche und dem Kürzen von Lerninhalten für das Abitur entgegengekommen worden ist. So versuche ich, das Beste aus der Situation zu machen und die letzten Schulwochen meines Lebens zumindest als Schüler zu Ende zu bringen.