Grüße ans JAG aus Argentinien!

Berichte aus dem Schulleben

Mein Name ist Thora Rieper. Ich habe im letzten Jahr am JAG mein Abitur absolviert und mache momentan mit Rotary einen Schüleraustausch in Patagonien, Argentinien.

Meine Gaststadt heißt Comodoro Rivadavia und liegt an der Ostküste der Provinz Chubut. Ich bin hier seit Anfang September 2016 und werde in wenigen Tagen nach Deutschland zurückkehren.

Ich möchte euch hier kurz von meinen Erfahrungen erzählen.

Nachdem ich mich am Flughafen von meiner Familie verabschiedet hatte, war ich nach fast 24 Stunden Flug in Comodoro angekommen und wurde von meiner Gastfamilie empfangen. Wenige Tage später ging ich zum ersten Mal hier zur Schule, dem Instituto Maria Auxiliadora. Ein Schultag hier geht von 7:30 Uhr bis 12:50/13:30 Uhr. Die erste Viertelstunde geht dabei an die allmorgendliche Schulversammlung, wo alle sich in der Schule aufhaltenden Klassen in der Pausenhalle zusammenkommen, um sich etwas über ein aktuelles Thema anzuhören und anschließend zu beten. Das Tragen der Schuluniform ist Pflicht und es gibt strenge Regeln über das Aussehen (u.a. Frisuren), deren Einhaltung jeden Morgen am Eingang kontrolliert wird.

Die Oberstufe ist aufgeteilt in Humanidades (Geisteswissenschaften) und Naturales (Naturwissenschaften). Ich bin momentan Teil von 5to Naturales, welche im kommenden Jahr ihren Schulabschluss machen wird. Die Lehrer werden hier mit Vornamen angesprochen und jeder kennt jeden. Die Sekundarstufe dauert 6 Jahre und wenn sie abgeschlossen wird, gehen viele in den Norden des Landes zum Studieren.

Meine Gaststadt basiert ökonomisch auf der Petroleumförderung und leidet chronisch unter Wassermangel. Im April war allerdings nach tagelangen, heftigen Regenschauern zeitweise die Wasserversorgung vollständig zusammengebrochen und der Schulunterricht für drei Wochen ausgefallen. Die Aufräumarbeiten haben wochenlang gedauert, denn nicht nur viele Häuser wurden zerstört, der Regen hat viel Schlamm mit sich gebracht, der teilweise meterhoch stand und Straßen und Türen blockiert hat. Die Katastrophe hat mir die Solidarität der Menschen besonders vor Augen geführt, denn viele waren in der ganzen Stadt unterwegs, um Familie, Freunden und auch Unbekannten zu helfen. Noch immer findet man in einigen Straßen Schlamm.

Ich hatte Glück, denn obwohl ich einen Tag vor dem Beginn des Regens zu einer neuen Gastfamilie in einem der am schlimmsten betroffenen Viertel gewechselt bin, sind wir, da wir am Hang leben, mit lediglich leichten Wasserschäden davon gekommen. Meine Lieblingsmomente in den vergangenen Monaten waren die Reisen, die Treffen der Austauschschüler und mein erster Tag in meiner neuen Gastfamilie.

Nicht alle Erfahrungen hier waren schön. Besonders am Anfang war ich alleine und überflutet mit Neuem... Trotzdem, wenn ich irgendwann nochmal eine Chance habe, einen Austausch mitzumachen, werde ich sie ergreifen. Die Freundschaften, die ich geschlossen habe, die Erfahrungen und das Kennenlernen einer neuen Kultur sind für mich unglaublich wertvoll und wenn einer von euch jemals die Chance hat, so etwas mitzumachen, tut es!