Ein letztes Mal hallo aus Toulouse!

​​​​​​​Zum Abschluss meiner Blogs werde ich über meine sprachliche Entwicklung sprechen und anschließend kurz über meine Austauscherfahrung.

Am Anfang war ich ein bisschen überfordert, französisch zu sprechen und es war generell schwer, die Sprache zu verstehen. Gespräche in Alltagssituationen waren für mich in der ersten Woche sehr schwer zu entziffern, ich habe einzelne Sätze verstanden, aber nicht den Kontext. Die ersten drei Wochen bestanden überwiegend aus zuhören, denn nach den ersten Tagen konnte ich schon mehr verstehen, ich habe verstanden, wie die Franzosen artikulieren und ich habe Alltagsexpressionen kennengelernt. Die nächsten paar Wochen waren wie eine Befreiung oder Erleichterung, denn das Sprechen wurde etwas flüssiger und das Verstehen um einiges leichter.

Nach den Herbstferien habe ich dann meine größten Fortschritte gemacht, denn ich war zwei Wochen nur von Franzosen umgeben und in der zweiten Woche hatte ich nur wenig Internet, das heißt ich konnte fast nicht mit meiner Familie und meinen Freunden sprechen. Außerdem habe ich während der Ferien mein erstes richtiges Buch auf Französisch gelesen, nämlich Harry Potter! Natürlich habe ich nicht exakt jedes Wort verstanden, dennoch konnte ich den Großteil soweit verstehen und meistens erschließt man sich ja dann auch die restlichen Sätze.

An dem Tag nach den Ferien sind zwei von Juliettes Freunden überrascht auf mich zugekommen und haben mir gesagt, dass sich meine Aussprache total verbesert hat. Das hat mich mega gefreut, denn es sind immer so die kleinen Fortschritte, die einem auch so viel mehr Selbstbewusstsein beim Sprechen schenken. Vielleicht werdet ihr mir nicht glauben, wenn ich sage, dass ich manchmal auf Französisch denke und träume. Es klingt verrückt, ich sehe es aber wieder als kleine Fortschritte, die mir noch mehr Konversationen und Verstehen ermöglichen. Natürlich wurde dank dieser zwei Wochen mein Französisch noch besser und flüssiger.

Bis jetzt fällt es mir immer leichter, an Unterhaltungen teilzunehmen und die Gespräche zwischen Juliette und mir werden immer ausgeglichener, denn sonst war es ziemlich oft so, dass Juliette mehr geredet hat. Zudem verstehe ich jetzt viel mehr aus dem Unterricht, wo es in den Fächern wie Geo-Politik oder Philosphie eher kompliziert zugeht. Mit Filmen konnte ich das Verstehen auch immer sehr gut üben, am Ende brauchte ich sogar keine Untertitel mehr.

Jetzt werde ich euch ein paar Nachteile vorstellen, die meiner sprachlichen Entwicklung im Weg standen. Da ich in einer Abi-Bac Klasse bin, habe ich pro Woche sechs Stunden Deutschunterricht und dazu noch vier Stunden Geografie-Geschichte auf Deutsch. Außerdem habe ich Englisch als Spezialisierung, das heißt noch einmal vier Stunden, die nicht auf Französisch unterrichtet werden. Einerseits ist das ganz gut, denn in diesen Fächern beteilige ich mich auch hauptsächlich, jedoch glaube ich andererseits, dass mein Französisch sich ohne diese zehn Stunden auf Deutsch/Englisch noch besser entwickelt hätte.

Dadurch, dass es außer mir noch viele andere deutsche AustauschpartnerInnen gab, war die Versuchung sehr groß, mit denen zu sprechen und letzendlich sind wir alle sehr gute Freunde geworden, haben Toulouse-Trips unternommen und hingen fast jede Pause zusammen ab. Daür bin ich natürlich sehr dankbar, aber ich glaube, wenn ich die einzige Deutsche gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich offener gewesen, auf Franzosen zuzugehen.

Allgemein hat mir der Austausch super viel Spaß gemacht, in meiner Gastfamilie habe ich mich sehr wohlgefühlt und alle waren einfach total nett und herzlich zu mir. Ich kann's euch nur empfehlen, auch so etwas in der Art zu machen, denn man lernt einfach super viel und man hat einfach (meistens) eine total coole und schöne Erinnerung für das Leben. Ihr lernt neue Freunde kennen, ihr werdet selbstständiger, ihr verbessert euer Französisch, ihr lernt ein neues Umfeld von Natur und Mensch kennen, eine neue Kultur und noch viele weitere Sachen. Und: Ihr müsst die Sprache nicht perfekt beherrschen, um einen Austausch in ein anderes Land zu machen, denn ihr werdet euch so oder so verbessern, ihr müsst euch nur trauen und versuchen!

Ich hoffe, ihr habt durch meine Blogs vielleicht auch Lust auf so einen Austausch bekommen und falls ihr noch irgendwelche Fragen habt, könnt ihr mich auch direkt ansprechen, denn ab nächster Woche bin ich wieder am JAG!