Abenteuer auf hoher See

Titus Tempel erlebt im Rahmen des Stipendiatenprograms zwei unvergessliche Wochen mit der Polarstern von den Kapverden nach Bremerhaven!

Im Rahmen des Stipendiatenprogramms des Johannes-Althusius-Gymnasiums hatte ich die Möglichkeit, an einer Expedition auf dem Forschungseisbrecher „POLARSTERN“ teilzunehmen. Diese hat am 01.04.2025 auf den Kapverden begonnen, und ich durfte eine Überfahrt bis Bremerhaven erleben, wo wir am 14.04.2025 ankamen.

Am Mittwoch, dem 26.03.2025, bin ich nach Hamburg gefahren und bin von dort – um direkt spannend in die Reise zu starten – mit 2 ½ Stunden Verspätung nach Lissabon geflogen. Die gewonnene Zeit habe ich direkt genutzt, um fünf weitere Teilnehmende der Expedition kennenzulernen, und konnte so trotzdem mit einem guten Gefühl starten. Als wir dann in Lissabon gelandet sind, haben wir den kurzen Aufenthalt genutzt, um die Umgebung des Flughafens und unseres Hotels zu erkunden und etwas zu essen. Deutlich mehr Zeit blieb auch nicht, da direkt am Morgen des nächsten Tages unser Flug auf die Kapverden ging. Wie es das Schicksal wollte, hatte unser Flieger dieses Mal ein Treibstoffleck, und so durften wir von den Shuttles beobachten, wie eine Gruppe Feuerwehrleute hektisch versuchte, den Asphalt zu reinigen. Nach einem weiteren holprigen Start sind wir diesmal – zum Glück nur mit etwas mehr als 1½ Stunden Verspätung – nach São Vicente, eine Insel der Kapverden, aufgebrochen und am Abend dann auch erfolgreich gelandet. Vom Flughafen ging es dann mit zwei Bussen in Richtung Mindelo, die Hauptstadt der Insel, wo sich unser Hotel befand. Genau wie alle anderen Kosten ist auch das Hotel im Stipendium miteinbegriffen. Bei einem Abendessen in einem lokalen Restaurant hatte ich dann das Glück, auch die restlichen Mitglieder der Expedition kennenzulernen. Unter diesen befand sich auch Dr. Björn Fiedler, ein ehemaliger Schüler des Johannes-Althusius-Gymnasiums. Heute ist er der leitende Wissenschaftler unserer Expedition.

Der erste ganze Tag begann pünktlich um 9 Uhr morgens im OSCM (Ocean Science Centre Mindelo). Dort lernte ich die WASCAL-Studierenden kennen, mit welchen ich an der Expedition teilgenommen habe. WASCAL steht für „West African Science Center for Climate Change and Adapted Land Use“ und ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Programm, das verschiedene Akteure in Westafrika bei der Klimaforschung unterstützt. Die Studierenden kommen aus 12 westafrikanischen Ländern und machen einen Master in „Klimawandel und Meereswissenschaften“. Zusammen mit ihnen habe ich die nächsten drei Tage Seminare besucht, um sich gegenseitig kennenzulernen und um sich auf die Expedition vorzubereiten.

Am Morgen des 01.04. ging es dann an Bord der POLARSTERN. Nachdem wir bei relativ starkem Wellengang mit einem kleineren Boot zum Schiff gebracht worden sind und unser gesamtes Gepäck sicher bei uns war, hatten wir kurz Zeit, unsere Kabine zu finden und unser Gepäck zu verstauen. Dann ging es direkt wieder auf das Arbeitsdeck und wenig später zu einer Sicherheitseinführung. Nachdem diese beendet war, begannen die Vorbereitungen – alle Geräte mussten ausgepackt und die Labore vorbereitet werden. Am Abend des Tages gab es direkt die erste Station, und das Forschen ging los.

Der zweite Tag war der erste richtige Arbeitstag. Zusammen mit den Studierenden wurde ich einer von vier Gruppen zugeteilt. In diesen Gruppen durchliefen wir im Laufe der Fahrt vier verschiedene Module, welche im Zusammenhang mit dem Studiengang stehen. Das erste Modul befasste sich mit der CTD, einem Gerät, welches bei den Stationen teils bis knapp über dem Meeresboden (bis zu 3600 m Wassertiefe) heruntergelassen wird und dann in verschiedenen Tiefen Wasserproben nimmt und gleichzeitig Datenwerte misst. Das zweite Modul hieß Biogeochemistry und befasste sich mit dem Sauerstoff- und Chlorophyll-a-Gehalt des Wassers. Das dritte Modul befasste sich mit der Ökologie des Meeres. Bei diesem wurde sich mit Mikroorganismen wie Plankton befasst. Dafür haben wir verschiedene Arten von Netzen genutzt. Das letzte Modul befasste sich mit „Science Communication“, also damit, seine Ergebnisse so zu präsentieren, dass jeder sie versteht. Alle Module waren sehr auf praktische Arbeit ausgelegt.

Während der Fahrt hatten wir, zumindest bis wir in den flacheren Gewässern Europas waren, jeden Tag eine Station, an welcher wir stoppten und verschiedene Geräte ins Wasser gelassen haben. Primär ging es dabei um die bereits genannte CTD und ein Multischließnetz, welches kleine Organismen aus verschiedenen Tiefen aufnehmen konnte. Die Stationen waren in Tag- und Nachtstationen unterteilt, um ein besseres Bild über die täglichen Bewegungen innerhalb der Schichten zu erhalten. Nachtstationen begannen um 4:30 Uhr morgens und waren entsprechend unbeliebt.
Ein Modul ging jeweils drei Tage, am dritten Tag gab es dann ein Seminar, bei dem jede Gruppe präsentierte, was sie bei ihren Forschungen entdeckt hatte. Darüber hinaus präsentierten auch jeden Abend ein bis zwei Studierende sich selbst, das Thema ihrer Masterarbeit und das Land, aus dem sie kamen. Das war eine tolle Gelegenheit, viele neue Kulturen aus erster Hand kennenzulernen – besonders, weil viele der Studierenden sich extra traditionell kleideten.

Ein außergewöhnliches Highlight war, als ich die Möglichkeit hatte, mit einem „Zodiac“ auf den Atlantik zu fahren und mit zwei anderen Crew-Mitgliedern ein autonomes Messgerät (Argo-Float) zu bergen.

Allgemein war dieses Stipendium eine unfassbare Gelegenheit, neue Erfahrungen zu sammeln, Menschen kennenzulernen und einen ganz besonderen Einblick in die Meeresforschung zu erhalten. Obwohl ich mindestens fünf Jahre jünger war als jede andere Person an Bord, hatte ich trotzdem das Gefühl, dass ich ein Teil von dem Ganzen bin und werde wahrscheinlich für immer von meinen Erfahrungen hier an Bord berichten. Ein riesengroßes Dankeschön möchte ich auch an Herrn van Hove für die Organisation sowie an Dr. Björn Fiedler und Tobias Hahn und natürlich auch an jedes andere Crewmitglied der POLARSTERN äußern – ohne sie wäre all das nicht zustande gekommen.

Pressemitteilung "Geomar - Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel" vom 01.04.2025