Im Januar wurde das diesjährige Theaterstück des DS-Kurses von Herrn Borchers aufgeführt. Das zeitgenössische Stück in englischer Sprache trägt den Titel „Hellfire“ und stammt wie so oft aus der Feder Stephan Borchers´ selbst.
Das Universum ist empört über die Bewohner der Erde, die ihren eigenen, von Gott geschaffenen Planeten ruinieren. Während sich die Sonne bereits selbst die Zerstörung des blauen Planeten zur Aufgabe gemacht hat, diskutieren Gott und Satan bei einem ewigwährenden Schachspiel die Zukunft der Welt. Satan drängt Gott zur Apokalypse doch dieser, immer noch angetan von seiner Schaffung der Welt in nur 7 Tagen, will die Hoffnung in die Menschheit noch nicht aufgeben.
Abseits des Himmels und der Hölle planen 6 Mädchen, sich kollektiv das Leben zu nehmen. Gelangweilt vom Alltag suchen sie im Tod den Kick einer neuen Erfahrung, sie treffen sich und feiern bis zum Exitus.
Kurz darauf trifft eine siebte Freundin auf das Gelage, geplagt von Selbstzweifeln und bestürzt darüber, dass ihre angeblichen Freundinnen den Schritt ohne sie gewagt haben, tut sie es ihnen gleich und begeht Suizid.
Die sechs Mädchen erwachen im Dunkeln und stehen später inmitten des Jüngsten Gerichts wo die Engel und Teufel, ähnlich einem „Casting“ über ihr Schicksal entscheiden.
Der Selbstmord der Mädchen dringt bis nach ganz oben durch und beeinflusst die Gemüter Gottes und Satans. Alle sechs Mädchen landen in der Hölle, weil sie den Anforderungen des Himmels nicht entsprachen. Dies wird von Satan und den anderen Anhängern der Verschwörung als weiteres Argument dafür genommen, dass die Menschheit es nicht mehr wert ist weiterhin die Erde zu bewohnen.
Die Hoffnung stellt das siebte Mädchen dar, sie ist etwas religiös und nicht so naiv wie die anderen. Da sie auf Gott persönlich trifft und mit ihm einige Zeit verbringt, kann sie ihn von der Schönheit der Erde und dessen Wert weiterhin zu existieren überzeugen. Doch in gewisser Weise ist auch das siebte Mädchen keine Messias-Figur oder die Retterin der Erde, immer wieder betont sie, dass sie keine besonderen Fähigkeiten habe und auch als Gott ihr anbietet, die anderen Mädchen zu retten lehnt sie es ab. Dieses Mädchen ist also vielmehr ein Zeichen der Realität, denn im Grunde genommen sind wir alle nur Egoisten/innen.
Das Stück Hellfire ist somit nicht nur eine Kritik an der heutigen Jugend und der vom Menschen verursachten Umweltverschmutzung, sondern hinterfragt vielmehr die Vorstellung der Religion als solche. Nicht aber den Glauben. Die Darstellung Gottes als allzu menschliches Wesen zeigt, auch Gott macht Fehler. Der Fehler ist in diesem Fall aber die Erschaffung der Menschheit, die gleichzeitig auch die Lösung des Problems zu sein scheint. Das Stück sagt dem Zuschauer nicht, was er machen soll und trotzdem wird man mit einer Darstellung konfrontiert an die der Großteil unserer Gesellschaft glaubt. Dadurch, dass die normalen Werte entkräftet werden und der Weg zum Himmel nicht durch Schönheit oder Intelligenz gewährt wird, besteht die Aufforderung man selbst und „Mensch“ zu sein und zu bleiben. Und ja, ein Mensch ist fehlerhaft und im Grunde egoistisch, aber wenn man sich dieser Tatsachen bewusst ist und das eigene Verhalten ändert, ohne anderen etwas vorzuschreiben so scheint es, sei man auf dem richtigen Weg.
Ein ständiges Bühnenbild gab es nicht, der Fokus lag auf den Personen, die mit ihren Kostümen und kleineren Requisiten die Atmosphäre selbst schufen. Die Bühne war während des ersten Aktes aufgeteilt, wobei Gott und Satan nie die Bühne verließen, sondern zeitweise im Dunkeln saßen und aus einer anderen Warte das Geschehen mit verfolgten. Somit entstand die Illusion einer höheren Instanz abseits der Erde.
Alle Schauspieler machten eine sehr gute Figur und auch in den letzten Reihen war fast jedes englische Wort gut zu hören. Die Sonne gespielt von Jana Porsch, strahlte nicht nur aufgrund des Kostüms, sondern vor allem durch ihr überzeugendes auftreten als „Divenhaft“ wirkender Mittelpunkt des Sonnensystems. Jedem Wort verlieh sie besonderem Nachdruck, sodass die Stimme den Raum erfüllte und das Publikum an ihren Lippen hing.
Besonders amüsant war der Planet Venus, dargestellt von Joeline Burke, diese setzte die nicht zu übertreffende Naivität ihrer Rolle so gut um, dass des Öfteren ein lachender Schwall durch das Publikum zog.
Auch Gott (Johann ten Dornkaat) und Satan (Jonas Harms) überzeugten durch ihr sehr souveränes Auftreten. Außerdem verliehen beide ihren Rollen eine gewisse „Coolness“ und Menschlichkeit, die eine Identifikation möglich machten.
Ein weiteres Vergnügen wurde dem Zuschauer während des Jüngsten Gerichts zuteil, indem alle sechs Kandidatinnen durchfielen. Die pure Boshaftigkeit und Schadenfreude wurde durch die drei Teufel Charlene Gerdes, Tomke Tjaden und Jens Wagner verkörpert. Besonders Jens musste wiederholt vollen Körpereinsatz zeigen, um die widerspenstigen Mädchen in Richtung Hölle zu bringen. Teilweise geschah dies sogar an den Haaren herangezogen und immer mit einem grausamen Lachen welches selbst klang, als käme es vom Satan selbst.
Allen Schauspielern waren die Rollen auf den Leib geschrieben und jeder ging in diesen voll auf.
Zusammenfassend kann ich sagen, war das Stück ein voller Erfolg. Jedes Detail war abgestimmt, sei es die Farbe der Einstecktücher und Krawatten im Anzug von Satan und Gott, oder die Schachfiguren mit denen sie gespielt haben. Es würde mich nicht wundern wenn sogar die Staubwolke die beim Zuschlagen der Bibel, als Symbol dafür, dass wohl lange nicht mehr hineingeschaut wurde, geplant war.
Mit zwei Stunden und fünfzehn Minuten, war das Theaterstück verhältnismäßig lang und trotzdem schaffte es der Kurs, das zahlreiche und überaus aufmerksame Publikum, die ganze Zeit in ihren Bann zu ziehen.
Der Abend war wieder mal ein Beweis dafür, dass es möglich ist, mit einem zweistündigen DS-Kurs ein so gehaltvolles und dennoch sehr spannend und unterhaltsames Theaterstück auf die Bühne zu bringen.
All dies und die Tatsache ein selbstgeschriebenes Stück aufführen zu können, wurde vom Publikum dankend aufgenommen und mit stehenden Ovationen belohnt.