Big Data – die vollständige Überwachung des Menschen – kann uns der Datenschutz wirklich schützen? Alexandra Kniese
Zusammenfassung des Vortrags von Peter Schaar:
Big Data meint die Vermessung der Menschen durch Computergramme, die unser Verhaltensmuster feststellen. Staaten und Firmen ziehen aus diesen Verhaltensmustern Konsequenzen für ihr Handeln. Der ehemalige Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Peter Schaar positioniert sich gegen Big Data. Technik sei nicht mit Ethik in Verbindung zu bringen; nicht alles sei messbar. Der Mensch werde durch Big Data auf eine Datengröße reduziert und somit werde die Würde des Menschen verletzt. Des Weiteren verstoße Big Data auch gegen das Grundgesetz, da man seine eigenen Daten nicht selbst in der Hand habe. Ob Datenschutz möglich sei, kann Schaar nicht genau sagen. Man könne jedoch Daten beispielsweise anonymisieren oder sie auf eine notwendige Auswahl beschränken. Einige Daten seien sensibel, das heißt, dass sie keinem etwas angehen und somit auch nicht festgehalten werden sollten ohne Zustimmung der Person. Außerdem solle Big Data transparent sein, sodass jeder Mensch weiß, welche Daten über deren Profil festgehalten werden. Entscheidungen sollen auch nicht automatisiert werden; durch das so genannte „Scoring“ werden Personen bei Banken eingestuft und dies führt dazu, dass sie durch eine automatisierte Entscheidung Kredite bekommen oder abgelehnt werden. Die Schwierigkeit, etwas zu ändern, läge darin, dass man den Menschen erst bewusst machen müsse, dass ein Handlungsbedarf bestehe. Die Gefahr bestehe des Weiteren auch darin, dass die Daten an Dritte weitergegeben werden könnten. Peter Schaar spricht sich allerdings nicht vollständig gegen Big Data aus, da man die Zeit der Digitalisierung nicht zurückdrehen könne.
Persönliche Stellungnahme zu dieser Position:
Grundlegend schließe ich mich der Position von Peter Schaar an. Der Mensch wird durch Big Data vom Subjekt zu einem Objekt. Die Menschenwürde wird verletzt und die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt. Menschen werden kategorisiert und man kann seine eigenen Daten nicht mehr kontrollieren. Das Problem liegt bei den Menschen jedoch selbst, denn sie genießen die Vorteile, die Big Data mit sich bringt und ignorieren die Gefahren. Durch die automatische Profilerstellung wird das Verhaltensmuster des Menschen offenbart. Werbung kann somit auf die Person zugeschnitten werden und man selbst muss gar nicht lange suchen, bis man das gefunden hat, was man sich gerne kaufen möchte. Dass aber durch Big Data auch automatisierte Entscheidungen von Firmen und Unternehmen getroffen werden, wird von den meisten Menschen ignoriert oder ist ihnen gar nicht bewusst. Die Menschen leben in ihrer Illusion von Freiheit und bekommen dabei jedoch gar nicht mit, wie ihnen die Freiheit über ihre Daten genommen wird. Handlungsbedarf besteht hier zwar, allerdings wird es nicht so einfach sein eine Veränderung in Gang zu setzen. Aufklärungsveranstaltungen müssten in einem größeren Umfang stattfinden, um die Menschen davon zu überzeugen, dass die Gefahren überwiegen. Da Big Data gegen das Grundgesetz verstößt, müsste des Weiteren Big Data an das Grundgesetz angepasst werden. Die Achtung der Menschenwürde muss auch im digitalen Netz gelten. Automatisierte Entscheidungen sollten vom Staat verboten werden, da sie für Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft sorgen. Big Data sollte insgesamt eingeschränkt werden. Einen Kompromiss könnte man dadurch schaffen, dass die Daten in regelmäßigen Abständen gelöscht werden. Dadurch wäre die Vernetzung der eigenen Daten insgesamt kleiner. Den Vorschlag von Peter Schaar, die Daten zu anonymisieren, halte ich für eine gute Idee. So kann man die jeweiligen Daten nicht einzelnen Menschen zuordnen und somit wird auch keiner benachteiligt. Auch sollte man die Daten jeweils für den eigentlichen Besitzer der Daten sichtbar machen. Gefallen einer Person einzelne Daten nicht, die festgehalten werden, dann muss der Staat dafür sorgen, dass diese sensiblen Daten aus dem System gelöscht werden. Dadurch dass einige Menschen allerdings die Vorteile schätzen, kann man Big Data nicht vollständig verbieten.
Big Data – die vollständige Überwachung des Menschen – kann uns der Datenschutz wirklich schützen?Eike Weißenborn
Zusammenfassung des Vortrags von Peter Schaar:
Während seines Vortrages in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden stellte Peter Schaar das Ausmaß der heutigen Speicherung von persönlichen Daten, welche unter dem Namen „Big Data“ bekannt sind, dar und nahm persönlich Stellung zu diesem Thema. Hierbei verdeutlichte Schaar als erstes, dass für den Begriff „Big Data“ keine Definition vorhanden sei. So gäbe es beispielsweise eine Definition, in welcher von einer Datenmenge die Rede sei, die mit konventionellen Mitteln nicht mehr bewältigt werden könne. Bei dieser Definition bemängelte Schaar, dass es unklar sei, was mit den Formulierungen „bewältigen“, oder „konventionellen Mitteln“ gemeint ist. Selbst wenn es eine Definition von „konventionellen Mitteln“ gäbe, so würde sich diese mit dem Technischen Fortschritt ebenfalls verändern, folglich wäre diese Definition für „Big Data“ eine sich ständig ändernde Definition, da konventionelle Mittel im Laufe der Zeit immer mehr Dateien in immer kürzerer Zeit bearbeiten können werden.
Schaar selbst beschreibt „Big Data“ als große Datenmengen mit Echtzeit-Verarbeitung, Korrelation statt Kausalität und automatischer Bewertung. Es handele sich also um das Speichern von Daten, welche in großen Mengen gesammelt und anschließend automatisch ausgewertet werden. In genau diesen Daten sieht Schaar das Problem, da sie immer privater werden und ein Ausweichen aus dieser ständigen Überwachung nicht möglich wäre. Durch die heutige Digitalisierung wäre es möglich, fast alles zu speichern, da viele Sachen messbar geworden sind, und jeder, der sich im Internet bewegt, oder mit dem Internet verbunden ist, Datenspuren und Metadaten hinterlässt. Dies reiche von Seiten, welche man im Internet „angeklickt“ habe, über die Freunde auf Facebook, bis hin zu den Daten über den aktuellen Aufenthaltsort, welche durch das Handy, RFID Chips in der Kleidung, oder den Regensensor des Autos für das Internet zugänglich gemacht werden. Hier kritisierte Schaar auch, dass es so gut wie gar nicht möglich sei, sich dieser Kontrolle zu entziehen, da in jedem neuen Auto Computer, die Daten sammeln und zur Verfügung stellen, eingebaut sind und RFID Chips heutzutage sogar in den Sohlen von Schuhen vorhanden sind, wo wir sie nicht erkennen, oder gar entfernen könnten. Schaar möchte sich an dieser Stelle nicht mit der Speicherung von allen Daten abfinden, da seiner Meinung nach nicht alles, was gemacht werden kann, auch gemacht werden dürfe. So beeinflusse die Tatsache, dass wir überwacht werden, seiner Meinung nach unser Verhalten und wir verhielten uns folglich nicht mehr uneingeschränkt frei. Des Weiteren sieht er die Möglichkeit, die Stimmung von Internetnutzern durch die Filterung von Daten zu manipulieren, da Facebook bereits Versuche zu der Beeinflussung des Users durch Datenfilterung gemacht hat.
Schaar behauptete, dass „Big Data“ kaum Datenschutzfreundlich gemacht werden könne, er erwähnte aber auch, dass es ein paar Möglichkeiten gäbe, dem Datenschutz entgegen zu kommen. Hierzu zählt, dass die Bearbeitung auf vorhandene Daten beschränkt werden müsse und diese nicht weiter gespeichert werden dürften. Des Weiteren sollten eine Anonymisierung, beziehungsweise pseudonyme Daten vorliegen, welche dann auf eine transparentere Weise verarbeitet und bewertet werden. Es dürften sensible Daten nicht weiter verwendet werden, um „Big Data“ datenschutzfreundlicher zu machen. Auch müsse für die Verarbeitung jemand verantwortlich gemacht werden können und diese dürfe nicht weiterhin vollautomatisiert ablaufen.
Persönliche Stellungnahme zu dieser Position:
Ich stimme Peter Schaar zu, weil ich auch denke, dass eine vollständige Überwachung des Menschen nicht richtig ist und einen Eingriff in die Privatsphäre und eine Einschränkung der Menschenwürde darstellt. Dies wird dadurch verstärkt, dass es heutzutage gar nicht, oder nur sehr schwer, möglich ist, sich dieser ständigen Überwachung zu entziehen. Schaar hat die Vorschläge gebracht, sich „sehenden Auges damit zu beschäftigen, und das eigene Verhalten zu überprüfen“, auch sollte man sich seiner Meinung nach mit der Frage auseinandersetzen, ob es wirklich nötig ist, ausschließlich die amerikanischen Dienste zu beanspruchen. Des Weiteren sieht er die Möglichkeit, dass man seine eigenen Dateien auf mehrere Unternehmen verteilt. Auch in diesen Punkten stimme ich Schaar zu, jedoch sehe ich dort auch ein weiteres Problem, da ich durch das Verteilen der Daten und das Auswählen anderer Unternehmen nicht mehr frei handle. Denn durch dieses Verhalten, dass ich mir die Arbeit machen muss, meine Daten an verschiedenen Orten zu speichern und bei der Auswahl meiner Dienste darauf achten muss, aus welchem Land sie stammen, bin ich in meinem Handeln eingeschränkt. Ich kann, um meine eigenen Daten zu schützen, nicht lediglich einen Dienst, oder ein Unternehmen verwenden, da dieser sonst alle Daten von mir besäße. Ich kann also durch die ständige Überwachung nicht frei handeln, ohne mich in die Gefahr zu begeben, dass ein Unternehmen mich und meine gesamten Daten besser kennt, als ich selbst.