Am Freitag, dem 25.09. 2015, findet die 6. „Lange Nacht der Kirchen in Emden” statt. Von 18 bis 0.30 Uhr können Besucher in der Innenstadt zwischen sieben Kirchen pendeln und diese besuchen. Mit einem abwechslungsreichen Programm möchten die Veranstalter einen zwanglosen Zugang in die Kirchen schaffen.
Um 22.15 Uhr wird in der Martin-Luther-Kirche die Komposition „Das Labyrinth der Erde“ von Petr Eben aufgeführt. Es handelt sich hierbei um ein Stück für Orgel und Sprecher; den Sprechpart übernehmen Maren Hambach , Anna-Katharina Kohls und Paula Schmitz, Schülerinnen der Jahrgangstufe 11 aus dem Kurs „Darstellendes Spiel“ unter der Leitung von Frau Jürgens.
Zu der Komposition:
Petr Eben ist einer der bedeutendsten Orgelkomponisten der Moderne. Seine Werke sind häufig zyklisch angelegt und von religiösen Themen und Gregorianik bzw. Chorälen geprägt. Als hervorragender Improvisator konzertierend tätig, arbeitete er zahlreiche seiner zyklischen Improvisationen später zu Kompositionen um. So entstand auch das Werk „Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens“ im Jahr 2003 für Sprecher und Orgel auf Texte von Jan Amos Comenius.
Comenius zählt zu den wichtigen evangelischen Theologen und Pädagogen des 17. Jahrhunderts. Geboren in Tschechien studierte er in Herborn und Heidelberg. Verursacht durch den 30jährigen Krieg führte ihn sein Wirken durch halb Europa. So wirkte er als Lehrer und Pfarrer in Tschechien, Polen (Lissa), als Reformer und Pädagoge in Schweden und wurde schließlich zum Bischof der Böhmischen Brüdergemeinde ernannt. Ein kurzes Intermezzo in Siebenbürgen wurde wiederum von kriegerischen Auseinandersetzungen beendet, so dass Comenius schließlich bis zu seinem Tod in Amsterdam lebte und wirkte.
Bedingt durch sein stets vom Krieg beeinflusstes Leben wurden Frieden und das menschliche Miteinander wichtige Themen seiner Veröffentlichungen. Außerdem verfasste er wichtige pädagogische Schriften, in denen er das Fördern der von Gott bei den jungen Menschen angelegten Gaben als Grundlage jedes Unterrichtens forderte.
In die Zeit seiner ersten Verfolgung (seine Gemeinde in Tschechien wurde zerstört, seine erste Frau und Kinder starben durch die Pest, er musste im Untergrund leben) entstand 1628-31 die Schrift „Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens“. In ihr beschreibt Comenius das menschliche Dasein als geprägt von Eitelkeit, Habgier und Laster, in dem er die Hauptperson, einen Pilger, beobachtend durch die Welt wandern lässt. Einzig die Rückbesinnung auf Gott kann Rettung und Erlösung bedeuten.
Petr Eben vollzieht diese Wanderung mit musikalisch eindrucksvoller Bildsprache nach. Dabei bezieht er neben illustrierenden Figuren auch Choralmelodien in seine Komposition mit ein. Zur Idee seiner musikalischen Textdeutung schreibt er:
„In den Orgelimprovisationen zitiere ich Choräle aus dem Amsterdamer Kantional des Comenius; manchmal versuche ich, auf moderne Weise die dramatischen Passagen des Textes auszudrücken, wie zum Beispiel die Deformation der menschlichen Gesichter, das Sirren der Pfeile oder das Abrutschen vom Glücksrad der Fortuna. Die ganze Atmosphäre es Textes vermittelt keinen idyllischen Spaziergang durch die Welt, sondern einen bitteren, satirischen, bizarren und manchmal geradezu apokalyptischen Blick auf die Welt- und dies bestimmt auch den Charakter der Musik.“