„Wir wollen Emotionen ...“

Die Klasse 7c des Johannes-Althusius-Gymnasiums nahm an einem Filmprojekt in Zusammenarbeit mit dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden teil – und lernte dabei auch die unterschiedlichen Ansätze von Historikern und Filmemachern kennen.

Verrücken und fotografieren, verrücken und fotografieren; dieser immer wiederkehrende Ablauf prägte einen Tag lang das Geschehen in einem der Kunsträume des JAG. Denn die Schüler der Klasse 7c sahen sich vor die Aufgabe gestellt, einen eigenen Animationsfilm zu erstellen. Und sie stellten sich ihr mit großer Begeisterung. Da machte es auch nichts, dass der Schultag in den Nachmittag hinein verlängert wurde.

Wenigstens eine Minute Film sollte gestaltet werden, 720 Fotos waren dafür nötig. Viel Arbeit also, doch dank der Unterstützung dreier Profis herrschte immer das Gefühl: „Das schaffen wir!“ Schon am Morgen fand die Klasse drei fertig eingerichtete Arbeitsplätze (Sets) aus Computern und auf Stativen fixierten Fotoapparaten vor, und die professionellen Filmemacher Gregor Stockmann, Marco Giese und Laura Kloss erklärten genau, was nun zu tun war. Jeder hatte nun seine Aufgabe, und in der kurzen Zeit, die zu Verfügung stand, wurde die Eine-Minuten-Vorgabe noch übertroffen. So erhielten die Schüler von den Profis ein verdientes und ehrlich gemeintes Lob für ihre konzentrierte Arbeit. Fertig ist der Film allerdings noch nicht, denn die einzelnen Szenen müssen noch zusammengefügt, mit den ebenfalls aufgenommenen Tönen unterlegt und vielleicht auch mit einigen Spezialeffekten abgerundet werden. Das alles, die so genannte Post Production, geschieht in London.

Die eigentliche Animation war aber nur der Schluss- und Höhepunkt des Projekts „Framed“, an dem die Emder Schüler auf Initiative des Kieler Kinderkulturbüros und dank der Unterstützung durch den Förderer NORDMETALL-Stiftung ebenso teilnehmen durften wie Altersgenossen in Bremen, Sylt, Schleswig und Usedom. Sie alle führte der Weg im Zuge des Geschichtsunterrichts zunächst in ein Landesmuseum.

Die Emder beschäftigten sich besonders mit einem der herausragenden Stücke der Sammlung des Landesmuseums, dem Harnisch des Gerhard Bolardus. Schon die reichen Verzierungen machten deutlich: Der Träger dieser Rüstung wollte sich nicht nur im Kampf schützen, sondern vor allem seinen Reichtum und sein Selbstbewusstsein zeigen. Wie die 7c erfuhr, war die Haltung des Gerhard Bolardus typisch für die Bürgerschaft der aufstrebenden Stadt Emden am Ende des 16. Jahrhunderts. Genau dies führte immer wieder zu ständigen Streitigkeiten mit dem Grafen, die 1595 in der „Emder Revolution“ und damit in einer weitgehenden Entmachtung des Grafen gipfelten. Reichlich neue Informationen zur städtischen Geschichte also wurden den Schülern im Museum geboten.


Auf den Eindrücken aus dem Museum sollte auch der Film basieren. Dafür sammelten die Schüler Ideen, machten Vorschläge für ein Storyboard (gezeichnete Skizze der Handlung) und wählten die beiden ihrer Meinung nach besten Entwürfe aus. Als dann die Filmemacher kamen, gaben sie zunächst eine grundlegende Einführung in die Erstellung eines Animationsfilms. Auch das Storyboard wurde nun näher besprochen. Und hier machten die Film-Profis schnell deutlich, worauf es aus ihrer Sicht ankommt. Nein, ein Dokumentarfilm sollte es nicht werden: „Wir wollen keine Information, sondern Emotionen.“ Bunt also, mit Humor und gern auch Action. So wurden die Tatsachen oft deutlich verändert, und dies war den Schülern auch -bewusst.

Mitte Juli soll das Ergebnis präsentiert werden: Ein kleiner lustiger Animationsfilm, der mit vielen witzigen Ideen und ebenso viel künstlerischer Freiheit die Ereignisse von 1595 aufgreift. Viel Spaß haben die Schüler der 7c gehabt und viel gelernt haben sie auch – über die Emder Geschichte und über das Filmemachen.